19 März 2006
Die Phantasien des US-Präsidenten
Von Gerhard Wisnewski
US-Geheimdienste haben einen Anschlag auf Los Angeles verhindert? Klar doch. Drahtzieher soll ausgerechnet Khaled Sheikh Mohammed gewesen sein, der angebliche Planer der Anschläge vom 11. September 2001. Er habe unmittelbar danach in Südostasien eine Vier-Personen-Zelle aufgebaut, mit dem Ziel, ein Flugzeug in das höchste Gebäude von Los Angeles zu fliegen, schwadronierte "Präsident" George W. Bush am Donnerstag bei einer Rede vor der US-Nationalgarde.
Das Problem ist nur, daß Sheikh Mohammed ein Phantom ist. Seine Drahtzieherschaft in Sachen 9/11 wurde nie bewiesen, sondern lediglich in einem dubiosen Buch behauptet.
Kurz vor der Veröffentlichung des Buches wurde Khaled Sheikh Mohammed im März 2003 verhaftet. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm, also auch keine Stellungnahme zu den Vorwürfen, er sei Drahtzieher des 11. September 2001 gewesen. Aber umso besser kann man dem verschollenen Sheikh Mohammed natürlich auch jeden anderen Anschlagsplan in die Schuhe schieben.
Die Phantasien des US-"Präsidenten" haben mittlerweile schon ein pathologisches Niveau erreicht. Auf Kindergartenlevel versucht er sich aus jeder für ihn peinlichen Situation herauszuwinden: "Bush hielt seine Rede am selben Tag, an dem die Geheimdienstausschüsse des Kongresses nichtöffentlich über das Abhörprogramm der National Security Agency unterrichtet wurden, mit welchem auf US-Boden nach Al-Qaida-Zellen gesucht wird", schreibt gar die US-nahe Welt. Danach wollen ihm nicht mal seine eigenen "Sicherheitsexperten" und Claquer-Journalisten noch folgen. In zahlreichen US-Zeitungen wurde über Zweifel an Bushs Version berichtet.
Es ist wohl offensichtlich, daß die Führung der Vereinigten Staaten krank ist, und das ist sowohl eine Gefahr für die Welt, als auch eine Chance, dieses totalitäre Regime loszuwerden. Die US-Führung erinnert in mancher Hinsicht an die letzten, kranken Sowjetregime, die kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion ebenfalls ein immer bizarreres Bild boten. Und vielleicht ist das auch der Grund für die hingebungsvolle Zuneigung der ehemaligen FDJ-Funktionärin Angela Merkel, die im Arbeiter- und Mauernstaat als FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda glänzte – sie selbst nennt das heute lieber "Kulturfunktionärin".
Die Vereinigten Saaten kommen einem vor, wie der hinterbliebene Partner aus einer haßerfüllten Ehe. Hat man sich zu Lebzeiten des anderen noch herzhaft bekriegt, wird man jetzt langsam vom eigenen Haß zersetzt. Ein unappetitliches Schauspiel. Im Grunde ist die ganze Bush-Junta mit ihrer lächerlichen "Manipulation der Kulturen", die sie gegenwärtig durchführt, ein erledigter Fall.
http://www.welt.de/data/2006/02/11/844056.html
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