Ein “Normalo” auf der HoGeSa-Demo in Köln. Ein Bericht
Quelle: Leserbrief in der “Jungen Freiheit”
.
Meine Frau, eine unserer Töchter und ich gehörten gestern zu den
angeblich nicht anwesenden Bürgerlichen. Schon die Anreise in Zügen
(ohne Polizei) war trotz des unbestreitbar vorhandenen Gewaltpotenzials
sehr gesittet. Es wurde zwar gegen das Rauchverbot verstoßen, was aber
wegen der Zusatzwaggons an allen Zügen kein Problem darstellte.
Die Demonstration selbst verlief in den ersten 1 3/4 Stunden absolut
friedlich. Die skandierten Sprüche waren zwar eher auf Fußballniveau,
aber eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Islam unter
besonderer Berücksichtigung des koranischen Wortlautes war auch nicht zu
erwarten. Nach einer stationären Kundgebung von ca. einer Stunde (mit
bemerkenswert schlechter Live-Musik :-)) ging es in einem sehr
beeindruckenden Demonstrationszug 45 Minuten lang friedlich durch das
Viertel um den Breslauer Platz.
Erst als die Polizei, die eigentlich alle Seitenstraßen abgesperrt
hatte, kurz vor der Rückkehr des Zuges zum Breslauer Platz gezielt
Lücken für herumstreunende Antifagruppen öffnete, um ihnen
überfallartige Attacken, u. a. mit Messern, auf einzelne Teilnehmer des
Zuges zu ermöglichen, eskalierte die Situation allmählich. Die Beamten
gaben den linken Hilfstruppen nach deren Angriffen nämlich auch noch
“freies Geleit” zurück hinter die Kette und danach die Möglichkeit,
quasi aus dem Polizeischutz heraus mit Flaschen, Steinen, gestohlenen
Fahrrädern (!) und Gullydeckeln (!!!) auf Demoteilnehmer zu werfen.
Wurfgeschosse, die nicht weit genug geflogen waren, um die Demonstranten
zu treffen, wurden von der Polizei teilweise wieder an die Linken
zurückgereicht, damit sie es beim zweiten Mal besser machen konnten. Wer
versuchte, sich dagegen zu wehren oder sich auch nur bei den Beamten
beschwerte, wurde zusammengeknüppelt und/oder mit Pfefferspray
traktiert. Daraufhin warfen ein paar Hooligans einen (leeren)
Einsatzwagen um, hinter dem die wild um sich werfenden linken
“Gegendemonstranten” bis dahin Deckung gesucht und gefunden hatten. Erst
dann hörte der Wurfgeschosshagel auf.
Es sah plötzlich und völlig unvermittelt so aus, als ob kurz vor
Toresschluss noch die erwünschten Bilder für die “etablierte” Politik
und die geifernde, hochgradig aggressiv auftretende Medienmeute
geliefert werden sollten, nachdem die Demonstration bis zu diesem
Zeitpunkt einfach zu friedlich für zünftige Propaganda verlaufen war.
Das Verbotsgejohle des NRW-Innenministers Jäger, der ohnehin in
schlimmster Sozialistentradition alles und jeden verbieten würde, wenn
er nur könnte, bestärkt mich hierbei noch.
Trotz der heftigen Szenen und vieler übel zugerichteter Demonstranten
beruhigte sich die Situation erstaunlich schnell wieder. Die
Veranstaltung wurde schließlich um 17.30 Uhr per Bühnenansage beendet.
Alle strömten daraufhin weitgehend ruhig zu den beiden
Bahnhofseingängen, um die Heimfahrt anzutreten. Schließlich kamen viele
Teilnehmer von weit her (u. a. Pforzheim, Dresden…) und mussten heute
wieder arbeiten. Selbst die Fahrt nach Dortmund über das Ruhrgebiet nahm
mit einem Regionalexpress ca. 1,5 Stunden in Anspruch.
Da aber die Polizei, nachdem sie anfangs noch abreisende
Demonstranten durchgelassen hatte, in der Zwischenzeit einen Kessel
gebildet und alle Eingänge abgeriegelt hatte, was die viele gar nicht
mitbekommen hatten, kam es nach und nach zu heftigen Drängeleien durch
immer mehr nachrückende Personen. Die kesselnden Beamten setzten mal
wieder ihr “Allheilmittel” Pfefferspray gegen die vorderen Personen ein,
die durch den Druck von hinten ohnehin nicht wegkonnten. Auf dem Boden
liegende Personen wurden zusammengeknüppelt oder -getreten; Helfer wie
meine Frau und meine Tochter, die versuchten zu deeskalieren, Verletzte
versorgten und sie aus der Gefahrenzone brachten, wurden mit
Pfefferspray aus nächster Nähe mitten ins Gesicht und, ebenfalls sogar
noch auf dem Boden liegend, mit Knüppeln traktiert.
Einige der Demonstranten, die hinten mitbekamen, was vorne ablief,
warfen in der Folge mit Gegenständen auf die völlig außer Kontrolle
geratenen (oder ihren Befehlen folgenden?) Beamten.
Daraufhin trieb die Polizei mittels Pfefferspray und Knüppeln alle
noch auf dem Platz befindlichen ca. 3000 Personen zusammen, bis man auf
einer extrem kleinen Fläche stand wie Spargel in der Dose. Dann wurden
alle Eingekesselten bis auf die Knochen mit Wasser, vermischt mit
irgendeinem Reizstoff, durchnässt. Wer ausweichen konnte, wurde von den
Beamten kurzerhand in den Strahl zurückgeprügelt. Danach war seitens der
Polizei ganz plötzlich Ruhe. Die geforderten Bilder waren schließlich
im Kasten. Auftrag erfüllt.
Die Rückfahrten verliefen offenbar trotz der Ereignisse ohne
besondere Vorkommnisse. Hätte es welche gegeben, es wäre sofort in
sämtlichen Medien berichtet worden. Unsere Fahrt nach Dortmund, übrigens
mit vielen Mitgliedern der “Borussenfront”, war absolut entspannt.
….
– Eine schwer verletzte Frau, die laut Polizeipresse und in der Folge
auch diverser Medien Opfer eines Flaschenwurfes wurde, hatte sich
tatsächlich in der Nähe des Ebertplatzes bei der Polizei sehr lautstark
über deren Kooperation mit bewaffneten Linksextremisten beklagt.
Daraufhin bekam sie aus ca. einem Meter Pfefferspray ins Gesicht und
zeitgleich von hinten einen Polizeiknüppel über den Schädel. Das mir
bekannte Opfer wurde erst zwei Stunden später in einem Kölner
Krankenhaus wieder wach, konnte es aber auf eigenen Wunsch inzwischen
wieder verlassen.
– Es ist mittlerweile eine bewährte Taktik von Fernsehteams und
Fotojournalisten, sich inmitten linksextremer Angreifer aufzuhalten.
Einerseits hat man sowieso gemeinsame politische Zielsetzungen,
andererseits kommt man dadurch auch wunderbar an Bilder rechter
Demonstranten, die vermeintlich Journalisten angreifen, obwohl sie sich
lediglich gegen Attacken der Linken verteidigen. Von den
gleichgeschalteten Medien, zu denen offenbar auch die JF gerne gehören
möchte, wurden die Behauptungen über Angriffe auf Pressevertreter leider
begierig aufgesogen und multipliziert.
Letztlich habe ich dank weitgehender Unempfindlichkeit gegen das
polizeiliche Reizgas nur ein schmerzendes linkes Auge, aber dafür eine
völlig ramponierte Ehefrau mit schweren Prellungen am ganzen Körper, die
erst zwei Stunden nach der Abreise aus Köln wieder halbwegs sehen
konnte und heute noch einen “Schleier” auf beiden Augen hat, eine etwas
weniger ramponierte Tochter mit immer noch knallroten, schmerzenden
Augen und einer Prellung des Unterschenkels von einem Polizeistiefel
sowie eine komplett andere Sicht auf diesen Staat zurückbehalten. Ich
habe die Berichte über Polizeigewalt bei Demos bislang als übertrieben
und selbstmitleidig eingeschätzt. Künftig wird mir das nicht mehr
passieren, noch nicht einmal bei Berichten von Linken. Versprochen.
Natürlich hätte man diese Bilder auch vermeiden können. Man hätte
sich friedlich mit lebensgefährlichen Gegenständen bewerfen lassen
können, man hätte sich friedlich zusammenknüppeln und die Augen verätzen
lassen können. Man hätte darauf warten können, bis das passive
Bürgertum keine Angst mehr vor dem Verlust seiner Pfründe hat und auf
die Straße geht. Wohlgemerkt: das Bürgertum, das noch nicht einmal bei
Wahlen die Eier in der Hose hat, eine handzahme Truppe wie die AfD zu
wählen.
Oder man kann, wie so mancher distinguierter Kulturkonservativer oder
Ex-REP-Realo, auf diesen “Demo-Pöbel” herabsehen, dann ein, zwei Bücher
von Jünger und Schmitt lesen und sich schließlich an seinen Rechner
setzen, um seine 2000 bis 12.000 Abonnenten mit einem – ganz sicher
wortgewaltigen und höchst differenzierten – Artikel zu beglücken, der
jedoch mangels großen Publikums genau NICHTS ändert.
Man darauf hoffen, dass Gauck doch noch ein guter Bundespräsident wird.
Man kann behaupten, die AfD brauche Herrn Henkel und seinen
wirtschaftsliberalen Flügel. Und man kann gemeinsam mit diesem Flügel um
einen Platz am Katzentisch der Union buhlen, indem man sich bis zur
Unkenntlichkeit verbiegt.
Auf dem T-Shirt eines Teilnehmers vor mir war zu lesen “Klagt nicht,
kämpft!” Nach den Szenen gestern habe ich diesen Satz zum ersten Mal
wirklich verstanden. Mein Sohn, der nicht explizit politisch erzogen
wurde und dem Gewalt ein Gräuel ist, fragte eben, ob wir nach Hamburg
fahren würden und, falls ja, ob er mitkommen könne. Er habe die Schnauze
voll von dem, was in seiner Heimat geschehe.
In der ZEIT wurde kürzlich beklagt, immer mehr Bürger würden den
Staat als Gegner ansehen. Diese Sichtweise ist natürlich völlig falsch.
Dieser Staat ist kein Gegner. Dieser Staat ist der Feind.
Wagt man es, eine nicht staatlich genehmigte Meinung zu vertreten, ist
dieser Staat ohne Zögern bereit, einem die körperliche Unversehrtheit
und mittels seiner Antifa-Hilfstruppen in letzter Konsequenz auch das
Leben zu nehmen.