12 Oktober 2006

Der Marsch in den Krieg


Aufmarsch von Seestreitkräften im Persischen Golf und im östlichen Mittelmeer
von Mahdi Darius Nazemroaya
Auszüge […]Ein Konflikt gegen den Iran und Syrien, nähme er konkrete Formen an, würde sich von den bisherigen von Anglo-Amerika unterstützten Konflikten unterscheiden. Er würde sich über ein grösseres Gebiet ausdehnen, würde mehr Todesopfer fordern und wäre vorwiegend ein Luft- und Seekrieg.Die Schlagkraft der Meeresflotte hätte grössere Bedeutung als in Jugoslawien, Afghanistan, im Irak und in Libanon. Die Vereinigten Staaten begehrten einen schnellen Sieg, obschon die Chancen dafür nicht absehbar sind. Wenn ein Konflikt mit dem Iran entstünde, dann wären die Vereinigten Staaten und deren Partner bestrebt, die Strasse von Hormuz für internationale Öltransporte offenzuhalten. Die Strasse von Hormuz ist die «Energiepulsader für die Welt».[…]Während es heisst, dieser Aufmarsch stünde in bezug zu den gerade stattfindenden militärischen Operationen in Irak und Afghanistan, transportieren die Kriegsschiffe Ausrüstungen mit sich, die nicht für diese beiden Schauplätze bestimmt sind. Für Minensuchboote besteht absolut kein Bedarf im ausschliesslich von Festland umgebenen Afghanistan, und sie sind auch im Irak unnötig, da dort der Meereskorridor und die Häfen vollständig unter der Kontrolle der mit Anglo-Amerika Verbündeten stehen.Weitere Kampfschiffe in der Schlagtruppe dieses Unternehmens sind der Zerstörer «U.S.S. McFaul», die Kriegsfregatte «U.S.S. Nicholas», der Schlachtkreuzer «U.S.S. Leyte Gulf», das Angriffs-Unterseeboot «U.S.S. Alexandria» und das «schnelle Kampfunterstützungsschiff» «U.S.N.S. Supply».[…]«Als der Majorgeneral Axel Tüttelmann, der Kopf des luftgestützten Nato-Frühwarnsystems und ihrer Kontrollbrigade, vor zwei Wochen in Israel stolz einen AWACs-Frühwarn- und Überwachungsplan vorzeigte, verursachte er damit eine Welle von Nervosität im Brüsseler Nato-Hauptquartier. Es war aber nicht seine Demonstration, die für Stirnrunzeln sorgte, sondern es war das, was er über das mögliche Nato-Engagement bei jeglichem zuküftigem [anglo-amerikanischen] Militärschlag gegen den Iran sagte: ‹Wir wären die ersten, die einberufen würden, wenn der Nato-Rat so entscheiden würde›, sagte er. Während die Nato es vorzöge, die Betonung auf das Verbleiben beim ‹wenn› zu legen, lassen Tüttelmanns Kommentare klar erkennen, dass das militärische Bündnis, also die Nato, eine unterstützende Rolle spielen könnte, wenn Amerika Luftschläge gegen iranische Nuklearziele [einschliesslich Anlagen und Gebäude des Militärs, der Industrie und der Infrastruktur] führte.“1[…]Iran verfügt über eine Unterwasserflotte, die im Iran und in Russland gebaut wurde, über eine Luftkissenbootflotte, die einst weltweit die grösste war, über ROVs (ferngelenkte Vehikel), verschiedene Landfahrzeuge in unterschiedlichen Grössen und mit unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten und über see- und luftgestützte Einheiten, zu denen Helikopterschwadronen, Minensuchboote und ein umfangreiches Arsenal von Schiffsabwehrraketen gehören. Die iranische Unterwasserflotte besteht auch aus Miniunterseebooten, die in Eigenproduktion im Iran hergestellt wurden.2Der Iran hat im letzten Jahrzehnt die Marine aufgerüstet. Als ein Beispiel zeigte das iranische Militär im Zusammenhang mit dem Kriegsgeplänkel im August 2006 seine neusten Torpedo-Patrouillenboote (PT). Das sind kleine Boote, die im Angriff gegen grössere Kriegsschiffe erfolgreich eingesetzt wurden. Diese Boote könnten eine Bedrohung sein für die US-Kampftruppen, die gerade im Persischen Golf und im grossarabischen Meer stationiert werden. Der Marinekommandant Kouchaki sagte gegenüber der Fars-News-Agentur (FNA): «‹Joshan› [ein neues iranisches PT-Boot] steht im Genuss der weltneusten Technologie, besonders in Anbetracht von seiner militärischen, elektrischen und elektronischen Ausrüstung, sowohl was die Rahmenbauten als auch was die Fahrgestelle betrifft. Zudem verfügt es über die erforderlichen Mittel, mächtige Raketen abzufeuern.» «Wie das erste iranische PT-Boot ‹Peykan› erreicht auch ‹Joshan› eine Geschwindigkeit von mehr als 45 Knoten, was es sogar noch schneller macht als die gesamte von anderen Ländern hergestellte Generation von PT-Booten. Das Boot vermag verschiedene Raketen und Geschosse mit einer Reichweite von über 100 Kilometern [62,14 Meilen] zu verwenden, verfügt über sehr hohe Manövrierbarkeit, die dazu verhilft, Torpedos auszuweichen, und es trägt die weltweit fortschrittlichste Granate, die sich ‹Fajr› nennt.» Die 76-mm-Kaliber-Granate, welche nur der Iran, die USA und Italien herstellen können und über welche das neue iranische PT-Boot ebenso wie eine weitreichende Auswahl anderer militärischer Fähigkeiten verfügt, vermag See- und Luftziele im Umkreis von 19 km bzw. 23 000 Fuss zu treffen.3Der Iran hat während seiner Kriegsspiele im August 2006 ebenso eine Serie von «Untersee-Boden»-Anti-Schiffsraketen getestet.4 Der schliesslich denkbare Fall scheint an Bedeutung gewonnen zu haben, nämlich dass der Iran während eines anglo-amerikanischen Angriffs den Ölfluss durch den Persischen Golf unterbrechen könnte.5Während der Kriegsspiele im April 2006 testete der Iran eine Anti-Schiffsrakete, die, so wurde berichtet, «die schnellste der Welt» sei. Sie erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von etwa 362 Stundenkilometern oder 225 Meilen pro Stunde. Diese Anti-Schiffsrakete ist so konstruiert, dass sie grosse Unterseeboote zu zerstören vermag, und sie wird als «zu schnell für die meisten Boote, als dass sie davor noch fliehen könnten», bezeichnet.6[…]Es gibt eine beträchtliche militärische Verschiebung und einen Aufbau alliierter Streitkräfte im östlichen Mittelmeer, ausdrücklich unter dem Deckmantel einer friedenserhaltenden Operation in Übereinstimmung mit der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates. […]Deutsche Kriegsschiffe werden ebenfalls zu den Kriegsschiffen der anderen Nato-Mitglieder stossen, welche die Küsten im östlichen Mittelmeer patrouillieren. Deutschland wird schlussendlich das Kommando von den italienischen Marine-Truppen übernehmen. Die deutsche Regierung hat Kampf-Fregatten und Patrouillen-Schnellboote nach Libanon geschickt, welches sich im Nachkriegsbelagerungszustand befindet.7«Die Mission der Marine, dem ersten deutschen Einsatz im Mittleren Osten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde von 442 Abgeordneten gebilligt, mit 152 Gegenstimmen und 5 Enthaltungen. Nicht weniger als 2400 Mann deutsches (Marine-)Personal wird in die Region entsendet, gestützt durch ein 1‑Jahres-Mandat, welches im August 2007 ausläuft. Die Mission erhöht die Anzahl deutscher Soldaten, welche im Ausland dienen, auf über 10 000, das erste Mal in der Nachkriegs- (das bedeutet nach dem Zweiten Weltkrieg-) Geschichte.»8 […]Die Nato hat «inoffiziell» das Vakuum gefüllt, welches der Krieg in Libanon hinterlassen hat, wie es «offiziell» in Afghanistan der Fall war. Die Nato hat mit Israel im Jahre 2005 ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit unterzeichnet. Diese Nato-Truppen könnten eine Besatzungsmacht werden, genauso wie in Afghanistan.9Israelische Bodentruppen haben sich noch nicht vollständig aus Südlibanon zurückgezogen, entsprechend der UN-Sicherheitsratsresolution und dem Waffenstillstand.In der Zwischenzeit haben israelische Kriegsschiffe die Verantwortung für die Durchsetzung des illegalen See-Embargos in Libanon an Marineschiffe und Kriegsschiffe der Nato übergeben.[…]Israel ist eine Verlängerung der anglo-amerikanischen Allianz und auch der Nato durch einen Militärpakt mit der Türkei und dem «Nato-Mittelmeer-Dialog», welche die Istanbul Cooperation Initiative vom 29. Juni 2004 beinhaltet.10 […]Besteht eine Beziehung zwischen den Bombardierungen in Libanon und der Einweihung der weltgrössten strategischen Pipeline, welche pro Tag mehr als 1 Million Barrel Öl zu den westlichen Märkten leiten wird?Die Einweihung der Ölpipeline Ceyhan-Tbilisi-Baku (BTC), welche das Kaspische Meer mit dem östlichen Mittelmeerraum verbindet, fand praktisch unbemerkt am 13. Juli (2006) statt, ganz zu Beginn der von Israel protegierten Bombardierungen Libanons.(...) Die Bombardierungen Libanons sind Teil eines sorgfältig geplanten und koordinierten militärischen Fahrplans (Road map). Die Ausdehnung des Kriegs nach Syrien ist bereits von Militärplanern der USA und Israels in Erwägung gezogen worden. Das grössere militärische Programm ist eng mit dem strategischem Öl und den Ölpipelines verknüpft. Es wird von westlichen Ölgiganten unterstützt, welche die Pipeline-Korridore kontrollieren. Im Zusammenhang mit dem Libanon-Krieg wird hier danach gestrebt, dass Israel territoriale Kontrolle über die Küsten im östlichen Mittelmeerraum erhält.(Michael Chossudovsky, The War on Lebanon and the Battle for Oil, 26. Juli, 2006) […]Nato-Sprecher in Afghanistan haben berichtet, dass US-General McNeil bis Februar 2007 das Kommando der Nato-Truppen in Afghanistan, die sogenannte International Security Assistance Force (ISAF), übernehmen wird. Das bedeutet, dass amerikanische Truppen und Nato-Truppen, welche bisher separaten Kommandostrukturen unterstellt waren, nun unter einer Kommandostruktur in Afghanistan vereint werden. Die Medien haben darauf hingewiesen, dass US-Truppen unter Nato-Kommando stehen würden. Aber wirklich zur Debatte steht, dass ein US-General nun die Nato-Truppen anführt.«[General] O’Neils Kandidatur wurde [gemäss ISAF-Sprecher Major Luke Knittig] am 22. September nach einer Konsultation mit Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer genehmigt. (...) ‹Viele dachten, es sehe so aus, als ob die Bush-Administration den Weg für einen Rückzug bahnen würde›, sagte Antonio Giustozzi [Militärforscher von der London School of Economics in Kabul]. ‹Vielleicht ist die Entsendung eines Vier-Sterne-Generals eine Möglichkeit, um zu zeigen, dass das Engagement immer noch da ist. Sie ist zudem billiger als die Entsendung von noch mehr Truppen.›»(Quelle: «Washington to send 4-star general to assume Afghanistan command» (AP), International Herald Tribune, 26.9.2006)Ungefähr 12 000 meistens amerikanische Kampftruppen in Afghanistan beginnen sich im Oktober 2006 mit der Nato zusammenzuschliessen.11 Der oberste Nato-Kommando­posten in Afghanistan wird zurzeit von Generalleutnant David Richards aus Grossbritannien geführt. Im Konfliktfall mit dem Iran würden Nato-Truppen in Afghanistan den Iran angreifen. Gleichermassen würden Nato-Truppen, welche in Libanon stationiert sind, Syrien angreifen.[…]Es findet momentan ein Militarisierungsprozess in der Levante und im östlichen Mittelmeerraum statt, der weitgehend von Nato-Truppen geführt wird unter dem Vorwand von Uno-Friedenserhaltung. •Quelle: Mahdi Darius Nazemroaya, The March to War: Naval build-up in the Persian Gulf and the Eastern Mediterranean. 1.10.2006. Global Research,
 

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