10 Februar 2014

GreWi-Interview mit Brien Foerster: "Erste DNA-Analyse peruanischen Langschädels deutet auf bislang unbekannte Art"


Einer von mehr als 300 auf Paracas gefundenen Langschädeln. | Copyright: Brien Foerster

Saarbrücken (Deutschland) - Das weltweit verbreitete Phänomen der sogenannten Langschädel stellt Laien aber auch Experten schon seit langem und immer wieder vor neue Rätsel. Während bekannt ist, dass die große Mehrheit dieser ungewöhnlichen Schädelformen durch das Schienen und Abbinden schon im frühesten Kindesalter herbeigeführt wurden, sehen einige Forscher in einigen besonderen Exemplaren dieser Schädel Belege dafür, dass es sich hier um ein wie auch immer geartetes "natürliches" Merkmal handelt. Nicht zuletzt liegen auch heute noch Ursprung, Sinn und Zweck der ungewöhnlichen Tradition im Dunkeln. Der studierte Biologe und alternative Forscher Brien Foerster hat nun einige seiner Meinung nach besonders ungewöhnlichen Langschädel aus Peru einer DNA-Analyse unterziehen lassen. Nach ersten Kurzmeldungen hat Foerster gegenüber unserer Redaktion (grenzwissenschaft-aktuell.de) nun exklusiv erste Details ausführlicher erläutert.

GreWi-Hrsg. Andreas Müller: Herr Foerster, vorab vielen Dank, dass Sie uns mehr über die ersten Untersuchungsergebnisse an den Langschädeln aus Paracas berichten wollen. Würden Sie uns vorab jedoch einen kleinen Überblick über die Hintergründe und Besonderheiten dieser Schädel geben?

Brien Foerster: Gerne. Paracas ist eine Wüsten-Halbinsel in der Provinz Pisco der Ica-Region an der peruanischen Südküste. Hier machte der peruanische Archäologe Julio Tello 1928 eine erstaunliche Entdeckung, als er einen sehr großen und komplexes Gräberfeld mit den Gebeinen von Individuen entdeckte, deren Schädel die umfangreichsten Schädeldeformationen weltweit aufwiesen. Insgesamt hat Tello mehr als 300 solcher Schädel entdeckt, deren Alter auf bis zu 3.000 Jahre geschätzt wird. Diese Schädel wurden als die sogenannten Paracas-Schädel bekannt.
Brien Foerster. | Copyright: hiddenincatours.com

An 5 von insgesamt 40 Schädeln, die heute im "Paracas History Museum" aufbewahrt werden durften wir nun Proben von Haaren (mitsamt Wurzeln), Hautresten, Zähnen und Schädelknochen entnehmen. Diese Proben wurden über den leider verstorbenen Untersucher des sogenannten "Starchild Schädels" und Gründer des "Starchild Projects" Lloyd Pye (...wir berichteten), von Genetikern in Texas einer DNA-Analyse unterzogen.


GreWi: Können Sie uns die nun vorliegenden bisherigen Ergebnisse zusammenfassen und erläutern?

Foerster: Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass es sich bislang erst um Vorab-Ergebnisse der Proben erst eines der 40 Schädel aus dem Museum handelt. Diese 40 Schädel sind wiederum nur wenige von mehren hundert Schädeln, wie sie alleine aus Peru und Bolivien bekannt sind. Die Tatsache jedoch, dass diese Analyse von einem hochqualifizierten Genetiker mit Hilfe der modernsten Analysemethoden durchgeführt wurde ist jedoch besonders wichtig.
Dieser Genetiker analysierte die verblindete Probe eines von drei Paracas-Schädeln, dessen ungewöhnliche Vorab-Ergebnisse jetzt vorliegen und hier diskutiert werden. Um welchen Schädel es sich aber handelt, kann ich zum derzeitigen Zeitpunkt aber aus sicherlich verständlichen Gründen noch nicht sagen.

Da einige Segmente der untersuchten DNA weder mit bekannten Segmenten der DNA des Homo sapiens oder anderer verwandter Menschenformen wie Neandertaler oder Denisova-Menschen übereinstimmt, scheint es so, dass die Paracas möglicherweise eine eigene (Menschen-)Art darstellen. Aber wie gesagt, es sind erst Vorabergebnisse und weitere Test sind noch notwendig.


Weiterer Paracas-Schädel. | Copyright: Brien Foerster

GreWi: Wie deuten Sie persönlich diese ersten Ergebnisse?

Foerster: Ganz gleich wie man es betrachtet, die Paracas waren ein mysteriöses Volk. Sie erschienen etwa 1000 Jahre v.Chr. und ihre Herkunft ist gänzlich unbekannt. Sie hatten rötlich-braune Haare und ihre Herscherklasse hatte diese verlängerten Schädel. Offenbar kannten sie schon die Töpferscheibe und stellten die schönsten Stoffe im präkolumbischen Peru her. Ich beginne mehr und mehr zu vermuten, dass zumindest einige ihrer Vorfahren mit Segelschiffen aus einem anderen Teil der Welt nach Paracas kamen. Dann, etwa 100 n.Chr., verschwinden sie wieder auf ebenfalls mysteriöse Weise. Möglicherweise wurden sie von den Menschen der Nazca-Kultur ausgelöscht, die in ihr Territorium vorgedrungen waren.

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GreWi: Können Sie uns mehr darüber sagen, wer und wo die DNA-Analysen durchgeführt wurden?

Foerster: Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur sagen, dass es ein Genetiker in den USA ist, der auch schon oft für die Regierung gearbeitet hat und somit zu den Experten auf seinem Gebiet zählt.
GreWi: Was sind die nächsten Schritte und Pläne?
Foerster: Zunächst werden in den kommenden Monaten weitere Analysen von zwei oder drei unabhängigen Labors in den USA durchgeführt. Darüber hinaus wird es eine C-14-Datierung und vielleicht Blutanalysen geben. Darüber hinaus sind weitere Analysen anderer Langschädel, unter anderem des 2011 in der Sammlung des Museum "Ritos Andinos" in Cusco gefundenen Exemplars (...wir berichteten)

Schädel und Rekonstruktionen der 2011 entdeckten Cusco-Mumie (Illu.). | Copyright: Marcia K. Moore, ciamarstudio.com

GreWi: Wie und wo werden Sie die abschließenden Ergebnisse veröffentlicht?
Foerster: Das steht derzeit noch nicht fest. Eine Veröffentlichung in einem wissenschaftlichen Fachjournal ist eine Möglichkeit - aber auch eine Dokumentation oder die direkte Veröffentlichung aller Ergebnisse und Daten.
GreWi: Liegen Ihnen schon Einschätzungen und Rückmeldungen anderer Wissenschaftler, Genetiker oder Anthropologen vor?
Foerster: Nicht zu den besagten Vorab-Ergebnissen.
GreWi: Was spricht Ihrer Meinung nach gegen eine künstlich herbeigeführte traditionelle Ursache für die Schädeldeformationen auch auf Paracas?
Foerster: Es ist ja allgemein bekannt, dass die meisten Langschädel das Ergebnis kranialer Deformation, von künstlicher Kopfabflachung oder dem Schädelabbinden sind, bei denen der Schädel durch äußere Krafteinwirkung über lange Zeiträume in die entsprechenden Formen gebracht wurde. Diese Deformationen wurden für gewöhnlich durch das feste Einbinden des Kopfes zwischen zwei Holzbretter oder das feste Abbindungen mit Binden erreicht.
Während solche Prozeduren nun zwar die Form des Schädels veränderten, wurden dadurch aber nicht das Volumen, sein Gewicht oder andere charakteristische Merkmale eines normalen menschlichen Schädels verändert.

Und darin unterscheiden sich nun aber einige der Langschädel der Paracas: Ihr Schädelvolumen ist bis zu 25 Prozent größer und die Schädel selbst bis zu 60 Prozent schwerer als vergleichbare normale Menschenschädel. Sie können somit nicht das Ergebnis einer absichtlich herbeigeführten Deformation durch Abbinden oder Abflachung sein. Besagte Schädel weisen zudem nur ein Scheitelbein auf, wo gewöhnliche Schädel zwei besitzen.


Der Umstand, dass diese Schädel also offenbar nicht das Ergebnis künstlich herbeigeführter Schädeldeformationen sind bedeutet, dass die Ursache für ihre Verlängerung noch immer ein Rätsel ist.

GreWi: Der von Ihnen beschriebene und jetzt untersuchte Schädel weist also keine der typischen und bekannten Spuren traditioneller Schädeldeformationstechniken (etwa die sogenannten Schürffurchen) auf?

Foerster: Die große Mehrheit der verlängerten Schädel in Peru und Bolivien, etwa zwischen 90 und 95 %, zeigen diese offenkundigen Spuren von Deformationstechniken: Abgeflachte Stirn- und/oder Hinterkopfpartien, wo etwa die Bretter oder anderes steifes Material platziert und mit Seilen oder Binden fest verbunden wurde.


Grafische Gesichtsrekonstruktion anhand eines Langschädels. | Copyright: Marcia K. Moore, ciamarstudio.com
Es sind aber die spannenden verbleibenden 5 bis 10 Prozent der Schädel, die keine dieser Spuren aufweisen, deren Form geradezu natürlich rund und gekrümmt verlaufen.
Meine grundlegende Theorie ist die, dass ein kleiner Teil der Menschen (oder Wesen) tatsächlich schon mit dieser Kopfform, mit nur einem Scheitelbein und großen Augenhöhlen sowie zwei interessanten Löchern im Hinterkopf geboren wurden. Entweder haben diese Individuen sich dann mit normalen Menschen vermischt, wodurch die genetischen Langschädelmerkmale nach und nach verschwanden und die Menschen so die Notwendigkeit sahen, die Deformationen künstlich herbeizuführen; oder aber die Paracas wurden von anderen Völkern ausgelöscht, die dann aber ihre Merkmale nachahmten.


Weiterer Paracas-Schädel. | Copyright: Brien Foerster

GreWi: Was sagen Sie all denen, die weiterhin auf die bekannten Traditionen der Schädelverlängerungen - etwa durch die Inka-Könige - als Erklärung auch für die Langschädel der Paracas verweisen?

Foerster: Ich arbeite derzeit an einem Gesamtbild dessen, wo Schädeldeformationen in Peru und Bolivien zu finden sind. Wie es scheint, gibt es hier zahlreiche Langschädelvorkommen - jedoch vornehmlich in diesen beiden Ländern aber deutlich weniger in anderen südamerikanischen Ländern.
Ich sehe auch eine starke Verbindung zwischen der Errichtung von megalithischen Bauwerken und der Anwesenheit verlängerter Schädel. Die Inka waren möglicherweise die letzte Hochkultur in Peru, die die Technik der Schädeldeformation praktizierten, wie sie dann von den Spaniern im 16. Jahrhundert verboten wurde.


Grafische Büstenrekonstruktion eines südamerikanischen Langschädels. | Marcia K. Moore, ciamarstudio.com
Da niemand aber ehrlich sagen kann, woher selbst die Inka stammen, versuche ich die Vergangenheit durch das Studium von Migrationsmustern, antiker Wegesysteme und linguistischer Querverbindungen zu rekonstruieren.
GreWi: Gibt es abschließend noch etwas, das Sie unserem Interview hinzufügen möchten?
Foerster: Wie gesagt, das ist erst der Anfang der Untersuchungen von Langschädeln aus vielen Teilen der Welt, da Schädeldeformationen auch aus Russland, dem Mittleren Osten, Melanesien, Zentralamerika, Deutschland, England und anderen Orten bekannt ist.
GreWi: Herr Foerster, besten Dank für die interessanten Antworten und Informationen.

- Briens Foersters Internetseite finden Sie HIER


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