25 April 2008

"Bimbo"-Briefmarken Mexikos


Der inkorrekte Mohr

Eine Briefmarken-Serie aus Mexiko sorgt für diplomatische Verwirrungen mit den USA. Denn: Das Motiv hat pechschwarze Haut, Flunschlippen, Kulleraugen und abstehende Ohren.

Von Andrian Kreye

Die Ähnlichkeit mit einem possierlichen Äffchen ist nicht zu übersehen – das mexikanische Comicmännchen Memín Pinguin hat pechschwarze Haut, Flunschlippen, Kulleraugen und abstehende Ohren.
Als die mexikanische Regierung dem seit den vierziger Jahren allwöchentlich erscheinenden Kinderliebling nun eine Briefmarkenserie widmete, ließ der Protest aus den USA nicht lange auf sich warten.
Die Schwarzenführer Jesse Jackson und Al Sharpton verdammten die politische Gefühllosigkeit der mexikanischen Regierung, eine derart rassistische Karikatur zum offiziellen Zahlungsmittel im Postverkehr zu adeln.

Demos gegen die Briefmarken

nzwischen ist die politische Inkorrektheit zum diplomatischen Ernstfall eskaliert. Demonstranten legten den Verkehr vor der mexikanischen Botschaft in Los Angeles lahm. George W. Bush ließ durch seinen Sprecher mitteilen, solche Bilder seien beleidigend.
Der mexikanische Präsident Vicente Fox konterte, Memín Pinguin sei auch nichts anderes als amerikanische Comicfiguren wie Speedy Gonzales und Frito Bandito, die seit Jahrzehnten Vorurteile gegen Mexikaner in amerikanischen Kinderköpfen zementieren.
So viel Aufhebens um Comicfiguren mag bei uns, wo in einem Land, in dem Silvesterknaller immer noch Judenfürze heißen und der Sarottimohr unbehelligt Werbung für Schokolade machen darf, übertrieben scheinen. Doch hinter diesen scheinbar banalen Empfindlichkeiten verbergen sich wie so oft tiefer greifende Konflikte.
Da sind zum einen die schon länger schwelenden Spannungen zwischen schwarzen Amerikanern und lateinamerikanischen Einwanderern, die Präsident Fox mit seiner Bemerkung noch verstärkte, illegale mexikanische Einwanderer würden in den USA doch nur Jobs erledigen, die "nicht einmal Schwarze" machen wollten.
Auf der anderen Seite verstehen Amerikaner den lässigen Umgang mit Rassismus in den lateinamerikanischen Ländern nicht, in denen sich die verschiedenen ethnischen Gruppen längst zu einer großen postethnischen Bevölkerung vermischt haben.
Auch wenn es ein historisches Faktum ist, dass der Großteil afrikanischer Sklaven in karibische und lateinamerikanische Länder verschleppt wurde, so haben doch in den USA Rassentrennung und Diskriminierung auch ein Jahrhundert nach der Abschaffung der Sklaverei noch in einem Maße weiter existiert, das wiederum den Lateinamerikanern unverständlich bleibt.
All dies hat Empfindlichkeiten hinterlassen, die sich nach wie vor an Kleinigkeiten entzünden können.
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