Muslim-Markt, 25.6.2008 – Beobachtet man die iranische Reaktion auf die zunehmende Feindseligkeit Europas, insbesondere Deutschlands, können Missverständnisse entstehen. Fragt man aber im Iran politische Kreise, dann hängt die differenzierte Reaktion mit Gladiatoren zusammen.
Europa – angetrieben von Deutschland – hat einseitig weitere Strafmaßnahmen, die von keiner internationalen Instanz gedeckt sind, gegen die Islamische Republik Iran verhängt. Gelder und Konten einer iranischen Bank wurden eingefroren und einigen Dutzend Iranern Einreiseverbote nach Europa erteilt, wobei jene Personen derzeit ohnehin lieber in asiatische Länder für Kooperationsabkommen fliegen. Die Reaktion des Iran ist, dass es immer mehr Gelder aus Europa abzieht, jene Maßnahmen als feindselig erklärt, dagegen protestiert und …. Und genau an dieser Stelle kommen mehrere Fragezeichen bei Beobachtern auf? Warum verfährt der Iran nicht nach dem bekannten Prinzip der begrenzten auf Gerechtigkeit beruhenden Vergeltung. Warum verhängt z.B. die Islamische Republik Iran nicht auch Einreiseverbote gegen irgendwelche 20 deutschen Funktionäre, die ohnehin nicht in den Iran gereist wären? Warum sperrt der Iran nicht irgendwelche Konten deutscher Unternehmen, an denen der Staat beteiligt ist, z.B. von VW im Iran?
Jene bisher ausbleibende Reaktion des Iran wurde insbesondere von der offenbar den US-Amerikanischen Kriegskurs in jeder Hinsicht unterstützenden Bundeskanzlerin immer wieder missverstanden und als Schwäche gedeutet. Die zunehmenden Nachteile für die eigene deutsche Wirtschaft, insbesondere die Mittelstandsbetriebe hat sie daher lächelnd in Kauf genommen. Sie fühlt sich in der Position der Stärke und glaubt anscheinend nach US-Western-Manier mit gezogenen Colts in der Weltgeschichte umherwüten zu können, um US-Interesse und die Interessen Israels zu vertreten. Genau hier aber ist der Ansatz, um die vergleichsweise verhaltene Reaktion des Iran zu verstehen.
Ein Kenner der politischen Szene des Iran beschrieb es jüngst auf Anfrage so: “Nicht die Gladiatoren sind unsere Gegner, sondern die Machthaber, die Gladiatoren in der Arena kämpfen lassen.“ Gladiatoren waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen auf Leben und Tod gegeneinander kämpften. Gladiatorenkämpfe waren Bestandteil des römischen Lebens bis Anfang des 5. Jahrhundert nach Chr.. Gladiatoren hatten zwar nicht den Status von Sklaven, aber sie waren dennoch eine Art Gefangene, die keine andere Chance hatten, ihr Überleben zu sichern. Im Auftrag des Imperiums mussten sie töten und sich töten lassen! In verklärten Filmen wird dabei der Eindruck erweckt, als wenn manche sogar Freude dabei empfunden haben. Die wenigen besonders erfolgreichen Gladiatoren, durften auch einmal dem Imperator die Hand schütteln und waren in den höchsten Kreisen zumindest bei den ausschweifenden Partys gerne gesehen, zumindest so lange ihre Körperglieder vollständig waren. Aber letztendlich waren sie armselige Diener eines menschenverachtenden Systems, eingebetet in die Unmenschlichkeit. Und ihre Aggression, die sie im Namen des Herrschers von Zeit zu Zeit in der Arena ausleben mussten, richtete sich letztendlich gegen sie selbst. Die Massen an Zuschauern, die ihnen zujubelten, während sie Menschen töteten, gehörten zum Abschaum der Geschichte der Menschen.
Die deutsche Politik hat sich im Auftrag der USA und Israels in eine Arena geschwungen, in der sie eigentlich nichts zu suchen hat. Weder wünscht die Bevölkerung Deutschlands irgendeine kriegerische Auseinandersetzung, noch unterstützt das Volk den Krieg gegen den Irak oder einen zukünftigen Krieg gegen den Iran. Auch wünscht die Mehrheit der Deutschen nicht ihr Land am Hindukusch zu verteidigen. Ein seit mehreren Jahrzehnten an Ansehen und Achtung im Volk zunehmendes deutsches Militär neigt sich Stück für Stück einem Militarismus zu, der ihr ganzes Ansehen wieder ins Wanken bringen kann.
Derweil wird der deutschen Bevölkerung Häppchenweise erklärt, dass der Staat lange nicht so frei ist, wie sich die Bevölkerung das so vorstellt. Da lagern Atomwaffen auf deutschem Boden, ohne dass die Bevölkerung in Deutschland eine Chance erhält, dagegen sein zu dürfen und sich diesbezüglich laut genug zu äußern. Die gleichgeschaltete Presse trägt die Stimme des Volkes diesbezüglich nicht hinreichend weiter. Einmal höflich bei den USA nachzufragen, welche Zielprogrammierung jene in Deutschland stationierten Atomwaffen haben, würde ohnehin den Mut des Hofjournalisten sprengen. Und jene Atomwaffen dürften nicht der einzige Aspekt sein, in dem Deutschland als Gladiator fungiert.
Auch was die Wirtschaftsbeziehungen zum Iran angeht, ist Deutschland dabei, alle seine über Jahrhunderte aufgebauten langfristigen Beziehungen zu zerstören. Auf iranischen Straßen fahren bereits jetzt mehr Hyundais als Volkswagen (was nicht immer so war) und die asiatischen Konkurrenten freuen sich über jeden verpassten Auftrag Deutschlands. Statt im Iran Gelder verdienen zu können, muss Deutschland Geld in U-Boote stecken, die es dann an Israel teilweise verschenkt. Ist das wirklich das Ergebnis der Freiheit Deutschlands?
Im Iran wird heute die Vorstellung vertreten, dass Deutschland ein durch und durch politisch besetztes Land ist, dass letztendlich seine eigene Bevölkerung vergewaltigt. Die Bundeskanzlerin Merkel gilt dabei als Vorzeigesymbol der Unterdrückung deutscher Interessen; so zumindest die Vorstellung im Iran. Das genau ist der Grund dafür, dass die Reaktionen aus dem Iran auf die deutsche Konfliktverschärfung so “verhalten“ ausfallen. Man wandelt einen schmalen Grad zwischen dem Wunsch, die Beziehungen zum Volk in Deutschland zu vertiefen und der politischen Notwendigkeit den “Feindseligkeiten“, wie sie dort genannt werden, entgegen zu treten.
Einen Faktor kann aber im Iran niemand sicher einschätzen. In wie weit ist die deutsche Bevölkerung gewillt, ihre eigenen Interessen in Zukunft wirklich in Wahlen Ausdruck zu verleihen? Aber das kann wohl auch in Deutschland kaum jemand wirklich vorhersagen.
Die iranische Politik – und das wird dieser Tage mehr als deutlich – ist auf einer sehr pragmatischen Sachlichkeit aufgebaut, die allen Völkern dazu verhelfen will, ihre eigene Freiheit zu erlangen, selbst Deutschland, dass sich so stetig zunehmend feindselig verhält. Die europäische Politik hingegen lässt inzwischen jegliche Sachlichkeit vermissen – allen Voran Deutschland – sowohl gegenüber dem Iran, als auch gegenüber Irak, sowohl in Afghanistan als auch und vor allem in Palästina.
Der Leitartikel in der heutigen Frankfurter Rundschau beschäftigte sich damit, dass immer mehr deutsche Akademiker dem eigenen Land den Rücken kehren. Sie sollten lieber hier bleiben und helfen in menschenwürdigeres Deutschland wieder zu erlangen und Deutschland aus den Händen jener zu befreien, die es in eine Politik der Unmenschlichkeit treiben. Da dieser Artikel von einem Muslim geschrieben wurde, muss an dieser Stelle der Zusatz erfolgen, dass jener Befreiungseinsatz mit friedlichen Mitteln gemeint ist! Staatsanwälte Deutschland, die vielen (auch nichtmuslimischen ) Schreibern, die sich doch für Deutschland einsetzen, das Leben so schwer zu machen suchen, sollten niemals vergessen, dass Sie Anwälte des Staates und damit des Volkes sind und nicht der herrschenden Klasse! Und Gladiatoren sind keine Berufsgruppe, die man unterstützen müsste, s lange man seine eigene Menschlichkeit nicht verloren hat!
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