16 September 2006

9/11 revisited – offene Fragen bleiben


Von Sabine Schiffer *

Inzwischen sind fünf Jahre vergangen seit den schrecklichen Attentaten vom 11. September 2001. Das Datum selbst ist zum Schlagwort geworden, das – sowbald man es ausspricht – ganze Assoziationsketten von Interpretationen aktualisiert. Alles Bedeutungen, die die Ereignisse zum Zeitpunkt des Geschehens damals noch nicht hatten. Schauen wir also noch einmal zurück auf einige Ereignisse und die Entwicklung seither. Angesichts einer Fülle von Material zum Thema ist das keine leichte Übung und die verschiedenen Interpretationen und Traditionen in der Betrachtung sind kaum noch von den wenigen Fakten, die tatsächlich gesichert vorliegen, getrennt wahrzunehmen.

Die grenzenlosen Datensammlungen etwa im Internet sind dabei ziemlich wertlos. Bilder können digital bearbeitet werden, Texte ergänzt und verändert, so dass die Autorenschaft nicht unbedingt gesichert ist, auch wenn ein bestimmter Name darunter steht. So bleibt das Verdienst einer US-amerikanischen Initiative gegen die Instrumentalisierung des 11. Septembers auf jeden Fall, dass man auf einige Unstimmigkeiten in der Darstellung der Ereignisse aufmerksam machte. Aber inzwischen ist auf www.unansweredquestions.org eine unübersichtliche Fülle von Daten gesammelt, die kaum noch bewertbar sind – übrigens nicht nur eine Schwäche von Internetquellen und nicht nur in Bezug auf diese Thematik. Verschwörungstheorien schossen ins Kraut und sie hatten alle den Mangel, dass sie Ungereimtheiten nach dem Plan aufzählten, den sie sich selber durch eine These über mögliche Hintergründe bereits kreiert hatten. So wurden tatsächliche Widersprüche vermischt mit einer Reihe akribischer Rechenexempel und Gedankensprünge, die letztendlich das gesamte Unterfangen des kritischen Nachfragens diskreditierten.

Gerhard Wisnewski scheint unter der Riege dieser Autoren in Deutschland noch einer der seriöseren zu sein. Aber auch er stellt nach der Ermittlung einiger nicht von der Hand zu weisender Fragezeichen eigene Theorien auf und versucht, die Darstellungen darauf hin zuzuspitzen. Einen Schritt weiter geht gar Andreas von Bühlow, der von einer bestimmten Theorie ausging, die er anhand selektierter Ungereimtheiten zu beweisen suchte. Lyndon LaRouche setzt dem Ganzen die Krone auf, indem er seine lange schon etablierten Theorien eines Militärputschs mit den offenen Fragen des 11. Septembers zu kombinieren suchte.

Auf alle diese Dinge wie auf weitere mag ich an dieser Stelle und grundsätzlich nicht zurückgreifen, sondern mich auf die Eindrücke beschränken, die mir damals sofort aufstießen und Fragen aufwarfen, die seither immer noch unbeantwortet sind. Auf Grund einer Radiomeldung schaltete ich gegen 16 Uhr den Fernseher ein und sah die Katastrophe auf dem Bildschirm. Nach einer langen Phase der Überwältigung und Bestürzung schaltete ich mein Videogerät ein – eine gewohnheitsmäßige Handlung, beruflich eingeübt. Gegen 19.30 Uhr legte ich ein 240Min vhs-Videoband ein, das die Berichterstattung des ZDF bis ca. 23.30 Uhr aufzeichnete – also den Zeitraum nachmittags an der Ostküste der USA. Neben einigen Merkwürdigkeiten, die mir immediat am 11.9. auffielen, ergab die Auswertung dieses Bandes mindestens eine eklatante Überraschung. Aber zunächst einmal die anderen Widersprüche, die sich auch im Laufe der Jahre und nach den offiziellen Verlautbarungen nicht auflösen ließen.

Die Behauptung, das Testament Mohamed Attas sei nur darum erhalten geblieben, weil es einen Verladefehler gab und sein Gepäck aus Versehen in einer anderen Maschine gelandet war, entbehrt jedweder Logik. Warum soll jemand sein Testament, das hier die Qualität eines „Bekennerschreibens“ erhält, in einer Tasche mitführen, die im gleichen Flugzeug vernichtet werden soll wie die eigene Person? Die Schnelligkeit der Recherche mag diskutabel sein – ebenso wie die Frage nach der sehr offensichtlichen Logik, die im Hinterlassen einer Fluganleitung und eines Korans in einem abgestellten Auto steckt. Angesichts der Auswertezeit der Videobänder bezüglich der Kofferbombenattentäter in Deutschland vor einem Monat, die über zwei Wochen in Anspruch nahm, mag man über die bebilderten Ergebnisse der US-Geheimdienste, die binnen Stunden nach den Anschlägen vorlagen, nur staunen. Belassen wir diese Fragen einfach so offen und unbeantwortet, wie sie sind und beginnen nicht mit dem Suchen nach Erklärungen. Denn Erklärungen sind uns diejenigen schuldig, die bereit sind, über solche und andere Ungereimtheiten hinwegzusehen und auch Dinge als falsche Behauptungen stehen lassen, die erwiesenermaßen nicht so waren.

Beim Abspielen des besagten Videobandes etwa ergibt sich ganz deutlich folgende Feststellung: Es ist offensichtlich kein Flugzeug ins Pentagon geflogen. Das unbearbeitete vhs-Videoband, das immer noch genauso existiert und nicht digitalisiert wurde, zeigt zwischen den vielen Bildern aus New York auch immer wieder einmal das brennende Pentagon. Zu Beginn sehen wir Löschzüge vor einer brennenden Pentagonwand, einige Einblendungen später ist diese Wand eingestürzt in einem spitzen Winkel und gibt ein Dreieck mit der Spitze nach unten frei. Es brennt immer noch, die Feuerwehr löscht immer noch, kein Flugzeug weit und breit. Wann also soll es dort hineingestürzt sein? Als die Wand noch stand? Nach dem Einsturz der ersten Wand wurde die Sicht auf eine weitere frei. Insgesamt machen mehrere parallele Gebäudereihen den pentagonförmigen Bau aus, die um eine Freifläche in der Mitte angeordnet sind. Wo also soll das Flugzeug hin sein, wenn diese Mitte durch den letzten noch stehenden Gebäudezug versperrt ist? „Pulverisiert“, wie in Shanksville und sonst nirgendwo auf der Welt?

Man kann weitere offene Fragen sammeln, die noch nach Beantwortung von verantwortlicher Stelle verlangen. Warum wurden die Eisenträger des WTC sofort zur Weiterverarbeitung freigegeben, anstatt sie – wie bei forensischen Untersuchungen üblich – als Beweismaterial so lange aufzuheben, bis die Recherchen abgeschlossen sind? Fünf Jahre danach wissen wir immer noch wenig, eigentlich fast nichts. Wenn man diese Fragen stellt, konstruiert man noch keine Verschwörungstheorien, die so populär wie üblich geworden sind: antiamerikanische, antijüdische wie antiislamische gleichermaßen. Sowie es diese tatsächlich gibt, gibt es ebenso deren Missbrauch, nämlich den unbegründeten Vorwurf einer solchen Theorie anzuhängen – dies ist zumeist ein Schachzug zur Abwiegelung statt Beantwortung der brisanten Fragen. Eine moderne Technik eines Zensurversuchs. An dieser Stelle kann es keine Theorie geben, wie genau was gewesen sein könnte, wer was wollte oder initiiert oder auch nur akzeptiert hat oder nicht. Aber, es ist natürlich vorstellbar, dass es solche Kräfte gab und gibt. Ob die Frage „Cui bono?“, „Wem nützt es?“ hier die richtigen Antworten suggeriert, bleibt ebenso offen. Es gibt Vorbilder in der Geschichte, wo angstauslösende Ereignisse dazu benutzt wurden, lange zuvor formulierte Gesetzesentwürfe zur Aushebelung von Bürger- und Menschenrechten umzusetzen. Statt vorschneller Schlüsse und weiterer Verschwörungstheorien muss man sich als verantwortlicher Bürger erst einmal ein In-Fragestellen bisheriger Interpretationen erlauben und von offiziellen Stellen Klärung einfordern – denn mehr als Interpretationen sind es bisher einfach nicht. Die politischen Folgen für alle Menschen sind hingegen real.

* Dr. Sabine Schiffer, Institut für Medienverantwortung, Erlangen
Quelle:http: www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Terrorismus/schiffer.html
 

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