17 August 2009

Die Bundesrepublik gegen Deutschland


von Dr. Claus Nordbruch

Bei allen Unglaublichkeiten, Skandalen und Unzulänglichkeiten, die seit Jahrzehnten die Bundesrepublik kennzeichnen! Eines kann man dieser Republik nicht vorwerfen: daß sie deutsch sei. Nichts fürchtet die Bundesrepublik mehr als die Auferstehung Deutschlands. Kein Wunder, denn eine solche befreiende Erhebung würde notgedrungen ihr ruhmloses Ende bedeuten. Haltlose Gestalten, opportunistische Nutznießer, konformistische Emporkömmlinge – genau bestimmbare Repräsentanten des bundesrepublikanischen Systems – tragen dafür Sorge, daß Deutschland nicht aufersteht. Jedenfalls bisher nicht auferstanden ist.
Braver Untertan

Die Bundesrepublik ist ein bequemer und gehorsamer Hilfswilliger US-amerikanischer Interessen – und sie gefällt sich in dieser bescheidenen Rolle. Sie zahlt Tribute und sie zahlt sie gern. Ihr gesamtes Dasein basiert nicht zuletzt auf diesem kleinbürgerlichen Irrglauben, mit Geld könnte man Freundschaft und Ansehen erkaufen. Bloß keine »Sonderwege« gehen, ja keine eigene Meinung oder gar eine von anderen Staaten der westlichen Wertegemeinschaft abweichende Position vertreten – das würde »unsere Freunde« beunruhigen. Die Bundesrepublik steht unter der Aufsicht der UNO, der politischen Instanz, die von den Siegermächten ins Leben gerufen wurde, nachdem Deutschland niedergerungen worden war. Sie ist williger Befehlsausführer der NATO, die als militärische Instanz von den Siegermächten nach den Worten ihres ersten Generalsekretärs, General Hastings Lionel Ismay, gegründet worden war, um »die Russen draußen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten zu halten«.

Die Bundesrepublik tritt im Gegensatz zu Nationen, die im Gegensatz zu ihr wirklich welche sind, nicht als souveräne Staatspersönlichkeit auf, sondern begreift sich profillos nur als Teil des Westens, als ein Teil der Weltrepublik. Auch in dieser Rolle gefällt sie sich – und ihre Repräsentanten ebenso. Johannes Rau war vom Establishment allen Ernstes als »Landesvater aller Menschen« in der Bundesrepublik bezeichnet worden. Und auch Horst Köhler versteht sich »nicht nur als Bundespräsident aller Deutschen«, sondern »als Präsident aller Menschen«, die in der Bundesrepublik leben. Die Bundesrepublik gehört offenbar allen Insassen, Verzeihung Bewohnern, genauso, wie der »moderne Mensch« überall auf der Welt – im Welteinheitsstaat – zuhause ist. Köhler redete im Juni 2008 Tacheles: »Wir leben in einer Welt. Ob wir im Norden oder Süden wohnen, ob in reichen oder armen Ländern: unsere Schicksale sind miteinander verwoben, auf Dauer kann keiner von uns auf Kosten der anderen sein Glück machen. Darum kann es uns nicht gleichgültig sein, was in anderen Teilen der Welt geschieht und wie es den Menschen dort geht. Wir müssen vielmehr versuchen, das Zusammenleben in dieser einen Welt im Dialog und gemeinsam zu gestalten. Wir brauchen deshalb eine Entwicklungspolitik für den ganzen Planeten«. Wie diese »Entwicklungspolitik« im globalistischen Sinne aussieht, haben die Schreckensjahre unter George W. Bush, in denen die letzten Vorbereitungen zur Übernahme der Einen Welt verwirklicht wurden, eindrucksvoll belegt.

Bei kaum einem anderen Thema als Israel zeigt sich die willige und in vorauseilendem Gehorsam stets auf Abruf stehende Bereitschaft, nichtdeutsche Interessen zu vertreten. Fundamentalkritik an Israel und seiner staatstragenden Ideologie, dem Zionismus, und sei sie noch so sachlich vorgebracht, hat in der Bundesrepublik bereits den Geruch des Unseriösen, des Suspekten gar. Was Dritte, sei es der Zentralrat der Juden in Deutschland oder eben das in Israel herrschende Regime behaupten, wird ohne auch nur den geringsten Versuch einer Überprüfung der Stellungnahmen auf deren Glaubwürdigkeit oder Wahrhaftigkeit zu unternehmen, kritiklos und obligatorisch übernommen und der Öffentlichkeit zu allem Überfluß auch noch als allgemein gültig anzusehende Meinung zugemutet. Als Anfang Januar dieses Jahres neue israelische Kriegsverbrechen im Gazastreifen bekannt wurden und das israelische Regime obendrein ankündigte, die israelischen Araber – immerhin ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Israels – von den in Kürze anstehenden Wahlen auszuschließen, stießen diese Ereignisse in Berlin erwartungsgemäß auf keine »Empörung«. Im Gegenteil, Joschka Fischer lobte die Merkelregierung für ihre »Solidarität« mit Israel. Dabei fiel ihm nichts Geistreicheres ein, als die von ihm vor zwei Jahrzehnten aufgestellte Behauptung zum x-ten Mal zu wiederholen: »Wir sind parteiübergreifend solidarisch mit Israel, und das ist Teil unserer Staatsräson seit Gründung der Bundesrepublik«.
Eigenartiges Demokratieverständnis

Die Bundesrepublik ist nur möglich geworden aus der Niederlage Deutschlands. Aus den Bi- bzw. Trizonen der Alliierten entstanden, ist sie zeit ihres Daseins im alliierten Fahrwasser geblieben. Es hätte auch gar nicht anders sein können. Aufgrund einer alle Lebensbereiche erfassenden Desinformation (Umerziehung), die in der Geschichte ihresgleichen sucht, und einem Komplettaustausch der Eliten, war das Ergebnis, vor dem wir heute stehen, unausweichlich. Die Bundesrepublik hat sich ihre Existenz mit der Unfreiheit des deutschen Volkes erkauft. An die Stelle des deutschen Volkes ist eine Verfassung getreten, die noch nicht mal eine ist. Wie überhaupt Volksabstimmungen der Bundesrepublik ein Greuel sind, deshalb gibt es hierzulande ja auch keine. Kein Wunder, sondern würden gewissen Realitäten heute anders aussehen: Die Abschaffung der Deutschen Mark bei gleichzeitiger Einführung der sogenannten europäischen Gemeinschaftswährung, wäre niemals vonstatten gegangen. Die von der Bundesregierung praktizierte Israel-, Entwicklungs- und Asylpolitik wäre undurchführbar. Die Bundeswehr würde sich nicht am Angriffskrieg gegen Afghanistan beteiligen. Und wer weiß, ob nicht schon längst die Todesstrafe für Kinderschänder eingeführt worden wäre.

Das einschlägige Demokratieverständnis der Bundesrepublik gleicht dem der EU, was nicht sonderlich überrascht, schließlich ist sie deren maßgeblicher Finanzier. 1999 erklärte der luxemburgische Premierminister und zweimalige EU-Ratspräsident Jean-Claude Juncker: »Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt«. Sechs Jahre später wurde dem Vorzeigedemokraten Juncker der bezeichnende Karlspreis der Stadt Aachen verliehen. Die Laudatio hielt übrigens Altbundeskanzler Helmut Kohl, der dabei die Gelegenheit ergriff, Juncker mit den Worten zu preisen: Es »ist ein Glück für Europa, daß es dich gibt«. Das mag stimmen. Falls man sich für das Europa, das Richard Nicolaus Coudenhove-Calergi vorschwebte, erwärmen kann. In seinem bereits 1925 erschienenen Buch Praktischer Idealismus heißt es bezüglich der Zukunft Europas: »Der Mensch der fernen Zukunft wird Mischling sein. Die heutigen Rassen und Kasten werden der zunehmenden Überwindung von Raum, Zeit und Vorurteil zum Opfer fallen. Die eurasisch-negroide Zukunftsrasse, äußerlich der altägyptischen ähnlich, wird die Vielfalt der Völker durch eine Vielfalt der Persönlichkeiten ersetzen«.

Nicht zuletzt in diesem Sinne ist die in der Bundesrepublik propagierte und praktizierte Überbetonung des Ichs, die »Selbstverwirklichung« des Individuums zu sehen. Der Schritt von »Weil ich es mir wert bin» bis hin zu »Mein Bauch gehört mir« ist dann nicht mehr allzu groß und widerspiegelt das narzißtische und hohle Gehabe innerhalb der gedankenlosen Spaßgesellschaft. Da ist das hysterische Geschluchze emanzipierter Damen bei jedem platt gefahrenen Frosch schon zwingend. Wobei sie ungleich weniger Liebe zum Leben entdecken können, wenn es um die Abtreibung eines ungeborenen Menschen geht.

Angesichts des gegenwärtig drohenden Wirtschaftskollaps' rief Angela Merkel unlängst alle »Bürger« zu einem gemeinsamen Kraftakt im Kampf gegen die Rezession auf. Gemeinsinn sei gefragt. Gemeinnutz vor Eigennutz? Plötzlich ruft die Politikerelite händeringend nach einem Wir-Gefühl, das sie jahrzehntelang systematisch und erfolgreich zerstört hat. Auch Frank-Walter Steinmeier behauptete, »wir« bräuchten jetzt »eine Kraftanstrengung der ganzen Gesellschaft« – womit er deutlich zu erkennen gab, daß ihm der Unterschied zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft nicht geläufig ist.
Wer »integriert« wen?

Abgerundet wird das Bild durch die bundesrepublikanische Einwanderungspolitik. Das Ergebnis dieser fatalen, und doch so beabsichtigten Politik ist, daß in Kürze die klassische Definition der ethnischen Bedeutung von »Deutscher« und »Europäer« umgeschrieben werden muß. Eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes im März 2008 läßt an dieser Prognose jedenfalls keinen Zweifel: »Zwischen 2005 und 2006 hat die Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Deutschland um 130.000 Personen auf 15,1 Millionen zugenommen. Da im gleichen Zeitraum die Bevölkerung insgesamt um knapp 100.000 Personen zurückgegangen ist (von 82,5 auf 82,4 Millionen), hat sich die Zahl der Personen ohne Migrationshintergrund um 227 000 Personen verringert (von 67,4 auf 67,2 Millionen), und der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist von 18,2% auf 18,4% angestiegen«. In diesen Zahlen nicht eingeschlossen sind die Ausländer, die, dank der Abschaffung des klassischen deutschen Staatsangehörigkeitgesetzes, einen bundesrepublikanischen Paß tragen und nicht mehr als Ausländer erfaßt werden, sondern fortan als »Deutsche« gelten. 2004 waren das immerhin 127.153 eingebürgte Ausländer, 2005 117.241, 2006 124.566 und 2007 113.030.

Schnell »Deutscher zu werden«, zahlt sich in der Bundesrepublik aus! Ausländische Beschäftigte, die »den deutschen Paß« bekommen, so erklärt eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) in bestem bundesrepublikanisch, »erreichen ein höheres Lohnniveau als nicht eingebürgerte Beschäftigte. Eingebürgerte verdienen schon im Jahr, nachdem sie Deutsche geworden sind, etwa zwei Prozent mehr als ihre Ex-Landsleute«. Staatsbürgerschaft als Investitionsanlage?! Beglückt kündigte Staatsministerin Maria Böhmer (CDU), ihres Zeichens »Integrationsbeauftragte« der Bundesregierung, daraufhin an: »Ich werde nicht nachlassen, für Einbürgerung zu werben«. Sie habe lediglich ein Problem: Ist die Einbürgerung nun als »die Vollendung von gelungener Integration« zu sehen oder sollte sie »auch ein Stück Ansporn zur weiteren Eingliederung« sein? Die kulturelle Vielfalt der Bevölkerung, so behauptete das HWWI jedenfalls weiter, habe positive Effekte für die Entwicklung der Wirtschaft. Allerdings bemängelte der Direktor des Instituts, Thomas Straubhaar, ohne mit der Wimper zu zucken, daß »die kulturelle Vielfalt in Deutschland zu wenig beworben« werde.

Die Realität der »zu wenig beworbenen kulturellen Vielfalt« ist, daß davon ausgegangen werden muß, daß 20-30% der gegenwärtig in der Bundesrepublik lebenden Familien einen ausländischen Hintergrund, zumindest aber einen ausländischen Elternteil haben. Wir sprechen schätzungsweise also von etwa 20 Millionen Menschen, die hierzulande nicht deutschen Ursprung sind. Daß bei gleichbleibender Entwicklung die Bundesrepublik bis 2050 mehrheitlich nicht deutsch besiedelt sein wird, dürfte ein Primaner berechnen können. Obgleich wir hier faktisch einem Bevölkerungsaustausch ins Gesicht starren, wird diese den deutschen Fortbestand bedrohende Entwicklung bundesrepublikanisch nicht nur gerechtfertigt, sondern weiter vorangetrieben. Da »die Deutschen« immer älter und immer weniger würden, sei der »Ausweg aus der demographischen Misere« die verstärkte Einwanderung. Es wären nicht Bundesrepublikaner, wenn sie hier nicht ein markantes Problem sehen würden! Aus echt kapitalistisch-konsumorientiertem Blickwinkel heißt es: »Natürlich dürfen Migranten nicht nur auf ihr wirtschaftlich nutzbares Potential reduziert werden. Die Anwesenheit von Menschen aus anderen Kulturkreisen sollte prinzipiell als eine Bereicherung und als Chance für die Gesellschaft begriffen werden. Ein Umdenken vom Nebeneinander zum Miteinander war längst überfällig, und so ist Integration mittlerweile zum Leitmotiv der deutschen Zuwanderungspolitik avanciert – eine Forderung, die nicht allein die Eingliederungsbereitschaft der Migranten betrifft. Auch die Integrationsfähigkeit der Gesellschaft muß hier mit ins Kalkül gezogen werden. Denn Integration bedeutet nicht Assimilierung an eine fiktive deutsche ›Leitkultur‹, sondern verlangt Verständigung und Kompromißbereitschaft von allen Beteiligten«.

Die Folgen dieses falsch verstandenen Verständnisses von Toleranz und Integration können heute bereits in vollen Zügen genossen werden. Es gibt in der Bundesrepublik die ersten Schulen ohne Deutsche! Da war die Integration offenbar ein voller Erfolg. Und wie reagieren die vereidigten Volksvertreter der Bundesregierung, die die Verantwortung für diese Misere tragen und bei ihrem Amtsantritt protokollgemäß verkündet haben, den Nutzen des Deutschen Volkes zu mehren und Schaden von ihm abzuwenden? Die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Maria Böhmer beispielsweise, pflanzte am 5. November 2008 mit Schülern der Berliner Wedding-Grundschule einen Apfelbaum! An besagter Schule haben etwa 97 Prozent der Schüler einen »Migrationshintergrund«. Ihre Familien stammen aus insgesamt 21 Nationen, darunter besonders viele aus der Türkei. Derartige Verhältnisse sind kein Einzelfall mehr! Am 14. August 2008 titelte die Bild-Zeitung, des Durchschnittsbundesrepublikaners tägliches Geistesbrot: »In dieser Klasse gibt es kein deutsches Kind mehr«. Gemeint war die Klasse 1e der Albrecht-Brinkmann-Grundschule in Dortmund. Sie besteht aus 22 ABC-Schützen aus 14 Nationen, wobei die deutsche tatsächlich nicht vertreten ist. Der Ausländeranteil in der Schule liegt deutlich über 90 Prozent. Auf die Frage nach Konflikten der Kulturen und Integrationsproblemen verneint der Schulleiter eine solche: »Haben wir hier zum Glück nicht. Beschwerden kommen höchstens von Migrantenfamilien, die mich fragen, warum ihr Kind mit so vielen Ausländern in eine Klasse muß. Es sei doch hier, um Deutsch zu lernen«.

Wenn das kein Stichwort ist! Auf dem CDU-Parteitag in Stuttgart Anfang Dezember 2008 stimmten die Delegierten dafür, das Bekenntnis zur deutschen Sprache ins Grundgesetz aufnehmen. Gefordert wird allen Ernstes ein Zusatz in Artikel 22 mit der Formulierung: »Die Sprache in der Bundesrepublik ist Deutsch«. Selbstredend geht auch ein solches, kaum zu glaubendes Armutszeugnis nicht ohne Kommentar von Zentralräten über die Bühne. Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, meinte allen Ernstes, diese Formulierung lasse befürchten, »daß andere Sprachen als die deutsche Sprache verboten werden könnten«. Die Türkische Gemeinde verstehe dieses Vorhaben als »Assimilierungsdruck«. Dies sei mit demokratischen Gepflogenheiten nicht vereinbar.
Erziehung zu dekadenten Nichtswissern

Die Bundesrepublik hat keine Verbindungen zu deutschem Geist – weder in der Dichtung noch in der Philosophie noch sonst, wo früher »deutsch« ein Inbegriff für Ästhetik, Wissenschaft und Forschung war. Sinn und »Ziel« der Geschichte, wenn man es einmal so formulieren darf, ist nach bundesrepublikanischem Verständnis ausschließlich am angloamerikanischen und damit am »marktorientierten« Modell des Welteinheitsstaates ausgerichtet. Hierzulande steht der Materialismus im Zentrum des Lebens, wenn man das irdische Dasein in der Bundesrepublik mal so bezeichnen möchte. Hedonismus, Konsumzwang (aber auch Konsumfreude!), Überbewertung des eigenen Ichs. Im Gegensatz zu Deutschland als maßgeblicher Schöpfer und Bewahrer abendländischer Kultur, ist die Bundesrepublik nur ein Wirtschaftsstandort des kapitalistischen Westens, in dem der Konsum die einzige »Freiheit« ist, die den »mündigen Bürgern« zugestanden wird. Es herrscht der Irrglaube, daß der Markt die Bestimmung des Menschen sei. Dies ist keineswegs nur wirtschaftlich gemeint, sondern spiegelt sich beispielsweise auch in der Parteienlandschaft wider. Die Systemparteien unterscheiden sich so gravierend wie Zitronen von Limonen. Liberal und »in der Mitte« sind sie alle. Und allesamt gefangen in ihrem »Gehäuse eines absoluten Wirtschaftsdenkens. Alles dreht sich um den Markt und die Verteilung der Güter. Zerstritten sind sie nur darüber, wie gerecht die Güter verteilt werden sollen. Der soziale Fortschritt besteht darin, daß die Vorzugsplätze am Freßtrog getauscht werden. Anstelle bürgerlichen Packs drängelt das Lumpenproletariat heran«. Daß dabei die Würde des Menschen draußen vor der Tür bleibt, ist nur eine weitere und unabdingbare Begleiterscheinung des Kapitalismus.

Dem geschichtslosen Verständnis der Bundesrepublik zufolge, habe der Deutsche in der Vergangenheit durch Krieg und Gewalt seine friedliebenden Nachbarn verschreckt. Ganz zu schweigen von den Menschen in Übersee, die unter der Gewaltherrschaft der Deutschen in Angst leben mußten und brutal ausgebeutet wurden. Deutschland und allen voran seine mächtigste Provinz, Preußen, war der Herd des Militarismus und der Feind aller freier Menschen gewesen. Deutschland, ein Usurpator, der Herd des Unfriedens und der Intoleranz! Liegt wohl an den Genen der Deutschen! Das hat jedenfalls Daniel Goldhagen behauptet – wofür ihn die Bundesrepublik mit wohlwollender Medienandacht überschüttete und ihm damit hiesige Absatzmärkte sicherte. Die Geschichte der Deutschen ein einziges Verbrecheralbum! Gegen diesen Pfuhl steht nun die Bundesrepublik mit ihrem wundersamen System der Freiheit, der Toleranz und des Friedens.

Der Publizist Ingo Lachnit hatte diese für ein Kulturvolk verheerende geistige Lage bereits Mitte der achtziger Jahre glasklar erkannt und die Geschichtslosigkeit als das Grundübel bestens beschrieben: »Die Bundesrepublik hat die Geschichte als Häresie verbannt. Ihre Schulen lehren sie überwiegend nur noch als Sozialgeschichte. Ansonsten werden ›Ideologiekritik‹, ›Totalitarismustheorien‹ und ›Systemmodelle‹ dargereicht. Die Reformierte Oberstufe der Gymnasien ist ein eindrucksvoller Sieg der Politik« über das humanistische Bildungsideal Wilhelm von Humboldts. Auf dieses Ideal geht bekanntlich der Grundgedanke der akademischen Freiheit zurück, demzufolge das Forschen und Lehren an den Hochschulen frei von jeglichem äußeren Zwang ausschließlich der wissenschaftlichen Erkenntnis zu dienen habe. Darüber hinaus gelte es, eine hohe Allgemeinbildung zu erlangen und eine ganzheitliche Ausbildung des Charakters zu fördern. Neuen Lehrstoff galt es mit bereits bekanntem Wissen zu verknüpfen und in größere Zusammenhänge einzuordnen.

Hiervon kann in der Bundesrepublik längst keine Rede mehr sein. Das Fach Geschichte ist vor vielen Jahren abgeschafft und durch eine sogenannte Gemeinschaftskunde ersetzt worden, die auf eine dialektische und politikwissenschaftliche Sozialphilosophie zielt. Mit entsprechendem Resultat! Ähnlich wie in der Politik und Strafgesetzgebung gilt auch hier: das Fundament, auf dem die Bundsrepublik aufgebaut ist, wird im wesentlichen von zwei elementaren Prinzipien gekennzeichnet: erstens, die Anerkennung der alleinigen Schuld Deutschlands am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und zweitens, die Anerkennung des systematisch geplanten und durchgeführten millionenfachen Mordes größtenteils rassisch Verfolgter während des Dritten Reiches. Diese beiden Grundsätze genießen in der Bundesrepublik den Status offenkundiger historischer Tatsachen, die darüber hinaus strafgesetzlich geschützt sind. An den Universitäten herrscht selbstredend dieselbe Vermassung und gleiche Pädagogik: Gesinnung vor Erkenntnis, Dogmatik und Ideologie vor Wissen und Urteilsvermögen. Den Rest besorgt das Fernsehen. Das ist das armselige geistige Rüstzeug, mit dem die Bundesrepublik ihre Jugend seit Jahrzehnten in ein wenig erwartungsvolles Leben entläßt. Eine Jugend der Nichts- und Halbwisser, die nie in den Genuß gekommen ist, Erkenntnis ihr eigen nennen oder je einen Sinnzusammenhang erkannt, geschweige denn verstanden zu haben.

Nicht zuletzt symbolisiert die kürzlich geschaffene »Tapferkeitsauszeichnung« für Soldaten der Bundesrepublik den hierzulande vorherrschenden Geisteszustand. Bundespräsident Horst Köhler hatte Überlegungen, einen militärischen Orden »für besondere Tapferkeit« einzuführen, unterstützt. Natürlich mußte eine neue Auszeichnung geschaffen und nicht etwa das 1813 gestiftete Eiserne Kreuz neu aufgelegt werden. Mit der alten Auszeichnung seien schließlich zu viele Verbrechen verbunden. Abgesehen davon, so der Sprecher des Verteidigungsministeriums Thomas Raabe, ging es ja »auch nicht um eine Auszeichnung für Tapferkeit im Krieg, weil die Bundeswehr nicht im Krieg« sei. Dieser Darstellung konnte Verteidigungsminister Franz Josef Jung nur freudig beipflichten: »Die Bundeswehr ist nun eine Armee im Einsatz für den Frieden geworden«. Die Afghanen werden es dankend zur Kenntnis nehmen.

Szenenwechsel, gleicher Film: Das höchste Gericht der Bundesrepublik hat offenbar viel Zeit. Kürzlich entschied das Bundesverfassungsgericht, daß sich Männer im Gefängnis schminken dürfen. Künftig dürfen in der Bundesrepublik also nicht nur weibliche Häftlinge, sondern auch männliche Strafgefangene Kosmetika einkaufen, weil »dies die vom Grundgesetz geforderte Gleichbehandlung der Geschlechter gebiete«. Der Bundesrepublik kann nichts anderes als der geistige und intellektuelle Bankrott attestiert werden. Sie ist zu einem konturlosen Konglomerat aus falsch verstandenem Freiheitsdenken und Dekadenz verschmolzen.
Abgesang

Trotz aller Versuche, das Volk mit Brot und Spielen ruhig und zufrieden zu halten, verlieren immer mehr Bewohner der Bundesrepublik das Vertrauen in die sozialen Sicherungssysteme und die Demokratie. Dies geht aus dem vom Statistischen Bundesamt und mehreren sozialwissenschaftlichen Instituten vorgelegten »Datenreport 2008« hervor. Nur noch 26 Prozent der Bundesbürger glauben, daß ihre Rente sicher ist – so wenig, wie in keinem anderen Land Europas. Die Demokratie bewerteten die Westdeutschen lediglich mit 5,2 – die Mitteldeutschen sogar nur noch mit 3,9 auf der Zehnerskala. Bei Arbeitslosen und Armen im Osten der Bundesrepublik liegen die Werte sogar unter drei. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm fiel zu diesen eindeutigen Daten nichts anderes ein als festzustellen, daß jeder Befund, der auf wachsende Unzufriedenheit mit der Demokratie hinweise, Anlaß zur Sorge sei. Es sei deshalb ein »lohnendes Unterfangen« zu zeigen, daß es keine bessere Alternative zu »Demokratie und Rechtsstaat« gebe. Der brave Mann könnte um seine Illusionen gebracht werden, wenn das Ringen zwischen Bundesrepublik und Deutschland entschieden wird.

Verfaßt für Deutschland in Geschichte und Gegenwart (Tübingen), Nr. 1/2009.
 

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