Daß die Wahrheit das erste sei, was bei Ausbruch eines Krieges stirbt, ist zwar als Behauptung wahr, doch nicht genau genug, wenn man verstehen will, was in diesem Info-Krieg da eigentlich geschieht. Am Falle des Berichts der Tagesschau zu den Ereignissen in Georgien vom 13. August 2008 kann nun einmal beispielhaft nachvollzogen werden, wie das Sterben – genauer, die planmäßige Meuchelung der Wahrheit – denn professionell in Gang gesetzt wird.
Sie geschieht nicht durch klare schöne Falschheiten, die wären allzu rasch als falsch entlarvt. Nein, es sind hinterhältig suggestiv in Szene gesetzte halbe Wahrheiten, merkwürdige Verdrehungen, die den Info-Krieg des Mainstreams nachhaltig bestimmen.
Am 13. August 2008 werden in der 20:00 Uhr-Ausgabe der Tagesschau die Ereignisse in Georgien mit den Worten thematisch: «In Südossetien, dort wo die Kämpfe ausgebrochen waren …»
Schon hier müssen wir haltmachen. Denn wenn die ARD in ihrer Tagesschau Südossetien als das ins Spiel bringt, «wo die Kämpfe ausgebrochen waren …», dann ist das, und zwar in mehrfacher Hinsicht, grob irreführend.
In Südossetien war überhaupt nichts «ausgebrochen». Südossetien, genauer die Zivilbevölkerung dieses kleinen Landes, war von Truppen des georgischen Staates einfach hinterrücks überfallen worden. Das, was unter dem Titel des `Ausgebrochenseins´ wie ein mehr oder weniger zufällig aufgetretenes Ereignis erscheint, war in Wirklichkeit dezidiert geplant gewesen. Mit Unterstützung von tausend US-Söldnern haben georgische Truppen nach einem längeren vorbereitenden Training die südossetische Zivilbevölkerung überfallen, massakriert, Leute bei lebendigem Leibe verbrannt, Granaten in Keller geworfen, wo Mütter mit ihren Kindern waren, Tausende von Privatpersonen gezielt ermordet. Da ist es geradezu irrwitzig, wenn im Seriosität vermittelnden Tonfall des Tagesschau-Sprechers jener Bericht mit den Worten beginnt: «In Südossetien, dort wo die Kämpfe ausgebrochen waren …»
Die irreführende Redeweise vom Ausgebrochensein von Kämpfen suggeriert neben der Zufälligkeit auch, es gehe hier um die Auseinandersetzung mindestens zweier gleicher oder ähnlich starker Kriegsteilnehmer. Und das lenkt von der Asymmetrie zwischen georgischer Staatsmacht auf der einen und der schutzlosen Zivilbevölkerung Südossetiens auf der anderen Seite ab. Die Rede vom Ausgebrochensein lenkt davon ab, daß Georgien die südossetische Bevölkerung nurmehr rüde überfallen hat, ja sie entweicht der Frage nach der Art, wie es denn begonnen hat. Die Rede vom Ausgebrochensein von Kämpfen suggeriert eine Mehrheit von Kriegsparteien, da es doch ursprünglich nur eine einzige, die Partei des aberwitzig wahnsinnig gewordenen Georgiens und seines Staatspräsidenten nämlich, gegeben hatte, der aus heiterem Himmel damit begann, in Südossetien einen Genozid in Gang zu setzen.
Die in die genannte Tagesschau-Ausgabe eingespielte Reportage spielt das Spiel der suggestiven Verdrehung dann in so raffinierter Form fort, daß es für mich zum Grund wurde, dieses jämmerliche Theater nun einmal genauer offenzulegen und öffentlich zu machen.
Mit den Worten «Einfahrt in das Kriegsgebiet» kommentiert der ARD-Reporter Stephan Stuchlik den Beginn eines nichtssagenden Filmchens, auf dem man ein paar Kolonnen von Panzern sieht. Dann tritt Herr Stuchlik mit Mikrophon ins Bild und spricht: «Es sieht so aus, als sorgten die Eroberer [er will damit die Russen meinen] dafür, daß die letzten verbliebenen Georgier Südossetien ein für allemal verlassen.»
Es ist völlig aberwitzig, die Russen als Eroberer Südossetiens zu beschreiben, denn sie sind das gerate Gegenteil davon: Sie haben die südossetische Bevölkerung, sofern sie nicht zu den zweitausend von US-geogischem Militär ermordeten Zivilisten gehörten, vor den georgischen Eroberern und Mördern gerade beschützt. Es ist eine absolute Frechheit, und es stellt die Wahrheit auf den Kopf, wenn die ursprünglichen georgischen (versuchten) Eroberer verschwiegen, die russischen Friedenstruppen aber als Eroberer diffamiert werden.
Aber es kommt noch doller: Vor zwei Tagen habe der russische Präsident erklärt – so Stephan Stuchlik in derselben Tagesschau vom 13. August 2008 -, selbstverständlich werde die russische Seite von Vergeltungsschlägen gegen die georische Bevölkerung hier im Kriegsgebiet Abstand nehmen. Und dann:
«Das, was wir heute beobachten konnten, spricht eine deutlich andere Sprache.», so Stuchlik. «Wenn das, was wir sehen konnten, wirklich in großem Maßstab und systematisch passiert, dann ist das Wort von der ethnischen Säuberung im Kaukasus nicht zu hoch gegriffen.»
Was ist das für eine intrigante, wahrheitsverdrehende im Suggestiven arbeitende Meinungsmache, die nicht einmal den Namen einer `Berichterstattung´verdient. Ich glaube dem Herrn Stuchlik kein einziges Wort. Er will ein Reporter sein und deutet nur nebulös an: «was wir heute beobachten konnten …». Da stimmt doch etwas nicht. Der ist mit einer Kamera ausgerüstet, zeigt aber nichts von dem, was er vorgibt, beobachtet zu haben. Daß das, was er vorgibt, beobachtet zu haben, «eine …», wie er sicht ausdrückt, «… deutlich andere Sprache» spreche, das aber verrät ihn selbst als Trickser und Täuscher. Denn statt mit einem Faktum dessen zu kommen, was er gesehen hat, weicht er ins rein Sprachliche aus, landet also wieder nur beim Wort. Einem Wort, das sich so schön leicht verdrehen läßt. Wenn er sagt, daß das, was er gesehen zu haben vorgibt, eine «deutlich andere Sprache» spreche, dann sagt er zur Sache, einem Ding oder Ereignis, einem Wechsel von Eigenschaften an Dingen, dann sagt er zur Wirklichkeit rein gar nichts. Er munkelt mit Blick auf die Metaebene des eingeführten Sprachlichen nur suggestiv im dunkeln.
Die Unverschämtheit einer vorgeblichen Reportage findet indes – welch eine Steigerung! – noch ihren einsamen Höhepunkt, wenn Stuchlik in Form eines hypothetischen Urteils suggeriert, die Russen würden in Südossetien einen Genozid veranstalten, also genau das machen, was in Wahrheit die Georgier unter US-Anleitung den Südosseten angetan hatten. Originalton Stuchlik: «Wenn das, was wir sehen konnten, wirklich in großem Maßstab und systematisch passiert, dann ist das Wort von der ethnischen Säuberung im Kaukasus nicht zu hoch gegriffen.»
Dieser Satz, diese infame wenn-dann-Konstrukion, ist es wert, einmal genauer betrachtet zu werden. Denn nicht nur suggeriert Stuchlik in ihr das krasse Gegenteil dessen, was wirklich geschah, Stuchlik outet sich auch als ein Sprachrohr Geoge W. Bushs, der nach dem Prinzip «selber doof» in primitiver Umkehrung dessen, was wirklich geschah, den Russen einfach das angelastet hatte, was die Georgier mit US Hilfe in Südossetion selbst veranstaltet hatten, einen Genozid nämlich. Nur macht es Stuchlik nicht ganz so primitiv wie Bush, denn das wäre zu leicht als falsch entlarvt. Er benutzt einmal das hypothetische «Wenn-dann», aber nicht, um anschließend, und sei es nur in dieser logisch abhängigen Form, die Sache einer ethnischen Säuberung tatsächlich zu behaupten, sondern um einmal mehr ins rein Sprachliche abzudriften und zu verkünden, dann sei das «Wort» von der ethnischen Säuberung im Kaukasus «nicht zu hoch gegriffen».
In dieser Weise von hinten herum geschieht der Info-Krieg in der ARD und ihrer Tagesschau. Es wird nichts behauptet, sondern nur infam das Falsche bzw. nicht Wirkliche suggeriert.
Ich möchte hiermit alle die, die einen entwickelten sprachanalytischen Sinn haben, dazu anregen, daß wir uns in dezidierter Analyse solcher Verstöße gegen Wahrheit und Wirklichkeit gemeinsam und energischer annehmen.
Und die Zwangsmitglieder der GEZ könnten einen guten Grund erkennen, die Zahlung der Rundfunkgebühren vom kommenden Rechnungszeitraum an mit der Begründung einzustellen, daß eine dermaßen verfälschende intrigante Meinungsmache der öffentlich rechtlichen ARD und ihrer Tagesschau, wie sie sich am gegebenen Beispiel selbst entlarvt, förderhin nicht hingenommen werden kann. Liegt in ihr offenbar nicht nur nichts Gutes, sondern eine vitale Schädigung des öffentlichen Bewußtseins und der Moralität, wäre ein nächster Schritt die Geltendmachung von Schadensersatz in praktisch unbegrenzter Höhe, zahlbar an ihre Millionen von Opfern, uns alle.
Wenn Journalisten des Mainstreams sich zunftgemäß mit Kriegstreibern, Betrügern oder Massenmördern einlassen, ja verbrüdern, entsteht eine Form von Hurerei, die nicht nur nicht geduldet werden kann, sondern bestraft werden
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