02 Juni 2006

Wie Amerika seine globale Schuldenkrise versteckt



Die Welt war schon immer kompliziert, doch heute ist sie dem Wahnsinn unterworfen. Es gibt keine Antworten mehr auf die Probleme, geschweige denn Lösungen. Dabei fing der möglicherweise irreversible Sprung in die kapitalistische Generaldekadenz des Neoliberalismus genau da an, wo mit dem an sich logischen Niedergang der wahrscheinlich mächtigsten Nation der Welt - die Sowjetunion - der sogenannte Kalte Krieg für Amerika gewonnen war. Doch für den Westen begann nun nicht die erwartete Phase der globalen Rekonvaleszenz, sondern die der materiellen und ideologischen Maßlosigkeiten. Das hatte aus nordamerikanischer Sicht natürlich einen sehr naheliegenden Grund: Die USA sind durch ihre Hegemonialbestrebungen und ihr irrationales Sendungsbewußtsein - vor allem aber durch ihre zum Teil kriminellen Finanztransaktionen völlig überschuldet und ohne jede Aussicht auf die Fähigkeit, all den Ländern rund um den Äquator jemals die Verbindlichkeiten zurückzuzahlen. Denn Tatsache ist, daß nicht die Welt bei den USA bedrohlich in der Kreide steht, sondern umgekehrt. In dieser leider wenig bekannten oder von den Mainstream-Medien totgeschwiegenen beziehungsweise durch Desinformation verfälschten Ist-Bilanz der globalen Wirtschaft entwickelte sich die jahrzehntelang durch das militärische Gleichgewicht von Ost und West unterdrückte Idee vom sogenannten Globalplaying, von der Amerikanisierung dieser Welt zum Nutzen und Frommen der Vereinigten Staaten und einiger auserwählter Satelliten. Die Beweggründe liegen auf der Hand: Seit Jahrzehnten druckt Washington wertloses Papier und nennt es Dollar. Ganze Hallen von diesem Gerümpel werden in den Staaten der Welt gehortet, ohne daß auch nur einer ernsthaft die Chance hat, das Geld wirklich wieder loszuwerden ohne annähernden Totalverlust. In einer solch ausweglosen Lage einer gigantischen Verschuldung auf Kosten der restlichen Welt kommt es für Amerika darauf an, die politischen, wirtschaftlichen und natürlich die militärischen Turbulenzen in Gang zu halten, um von den elementarsten Problemen der faktischen amerikanischen Zahlungsunfähigkeit abzulenken. Die USA brauchen inzwischen nicht nur einzelne Ressourcenländer in Mittel- und Südamerika, in Mittel- und Fernost sowie vor allem im ergebenen Europa, um sich seinen Schuldendienst finanzieren zu lassen, der beispielsweise auf völkerrechtswidrige Übergriffe gegen widerspenstige Drittstaaten und inzwischen auf die Kriegsvorbereitungen gegen China und Rußland zurückzuführen ist. Dabei läuft Amerika wie im Zwang gegen die Wand, denn die Abenteuer in Nahost werden genau so enden wie die in Korea und in Vietnam. Darüber wirklich noch nachzudenken und zu warnen, ist so müßig wie an den normalen Menschenverstand von George W. Bush zu glauben. Das Imperium USA geht im Ergebnis den gleichen Weg wie die Sowjetunion. Wortführer von Milliardären Nach diesem Einstieg über die Geopolitik zu einem etwas feineren Ausschnitt der Realitäten: Das von Teilen unserer Politiker noch immer nicht begriffene System von Globalisierung und Neoliberalismus ist zielstrebig dabei, die menschliche Soziologie zu zerstören. FDP, Union, sogar Grüne und inzwischen auch die mutierten Sozialdemokraten haben sich längst zu Wortführern von Milliardären und Multimillionären, von Meinungsmonopolen wie Springer und Scharlatanen aus der Consulting-Ecke gemacht. Das Volk wird für dumm verkauft, Arbeitslose und Rentner ausgegrenzt. Schröders, Gabriels, Meyers und Münteferings laufen heute zu Tausenden durch die Drehtüren der Nobelrestaurants, während es früher wenigstens noch Mode war, daß die Lobbyisten zu den Politikern gingen. Und manchmal stehen sogar die Kontonummern auf den Visitenkarten. Natürlich haben die von den Parteien ausgesuchten und von den prinzipiell ahnungslosen Wählern notgedrungen bestätigten Reichstags-Dauerbesetzern keine Möglichkeit, die deutsche Sozialgesetzgebung in irgendeiner Form zu verteidigen. Aber das ist ja Sinn der Sache. Es wird nicht darüber debattiert, wie der Börsen-Moloch gezähmt werden kann, wie Spekulanten und Geldkriminelle aus Liechtenstein, Monte Carlo, Isle of Sowieso und der Schweiz, wie Banken und Versicherungen angemessen zur Finanzierung unserer Gesellschaft herangezogen werden können. Für Linsengerichte und oftmals für gefüllte Kuverts werden die Interessen der Menschen verraten. Und die inzwischen ebenso faulige Justiz scheint mit am Tisch zu sitzen. Dann kommt es vor, daß längst flachgeschliffene Presseagenturen nach dem Motto "Allen wohl und nur ja keinem weh" über die Wilderei deutscher Großkonzerne - unter möglicher Hilfe deutscher "Vorfeldorganisationen" wie Konrad-Adenauer-Stiftung, Friedrich-Ebert-Dingsbums oder Heinrich-Böll-Agenten und sogar der Bundeswehr - Andeutungen als Erfolgsmeldungen verkaufen. Deutsches Wesen erblüht wieder in aller Welt. Siemens schmeißt raus, EON und die anderen bedienen sich beim deutschen Haushaltsgeld, Ackermänner machen Asoziales zu Erstrebenswertem. Die Hysterie treibt früher wenigstens kleinlaute Kleinleuchten aus den Parteien in den pathologischen Aktionismus. Als suche man seit Tagen die fehlenden Begriffe zur Lösung eines Kreuzworträtsels, studieren Sputniks wie Ludwig Stiegler oder bezahlte akademische Claqueuren wie Bernd Raffelhüschen und Bert Rürup, Wolfgang Schäuble und Dieter Althaus die verwegensten Möglichkeiten, um ihre Wähler ans Messer von nimmersatten Unternehmensverbänden auszuliefern. Arbeitslose werden diskriminiert, alleinerziehende Mütter desavouiert, und über die Euthanasie wird auch schon wieder gesprochen. Renten werden nach unten gefahren, Arbeitsplätze herbeigelogen. Nur die Unternehmen spielen noch eine Rolle und eine solch deformierte Organisation wie die Stiftung Neue soziale Marktwirtschaft. Sie hat die Führung der Kälber zur Schlachtbank auf ihre Fahne geschrieben. Fressen und Gefressenwerden Ja, und nun ist ein kleines Stück dieser offenbar so segensreichen Globalisierung in Mitteleuropa und in Deutschsüdwest angekommen. Der Stahl-Krösus Lakshmi Mittal hat die Absicht, den luxemburgischen Stahlkonzern Arcelor aufzukaufen. Ist das schlimmer als die Tentakel der Deutschen Bank in Rußland? Gleichwie, das amerikanische Gesetz vom Fressen und Gefressenwerden paßt plötzlich den Luxemburgern nicht, den Franzosen, den Belgiern und auch den Deutschen nicht. Plötzlich wird den Kleingeistern zwischen Elysée, Brüssel und Letzeburg die Gefahr dieser ganzen Entwicklung bewußt. Angeblich. Tatsache ist, daß hier nur Wind erzeugt wird. Der ist allerdings so schwach, daß er gerade ausreicht, zum Beispiel die Saarbrücker Lokalzeitung zu schwachen Interpretationsversuchen zu animieren. Aber wer wollte von deutschen Traditions- und Mitschwimm-Medien mehr verlangen? Die Globalisierung ist für Journalisten ein wirklich breites Feld. Aber sollen ausgerechnet jene Leute über globale Themen berichten, denen es schon Schwierigkeiten bereitet, über das sichtbare und unsichtbare Geschehen in Rathäusern und bei Stadtwerken, bei Sparkassen, Totogesellschaften und in Bistümern ordentlich zu recherchieren und mutig zu berichten? Es wird schwer in und für Deutschland, die Balance wiederzugewinnen. Denn dieses Land braucht eine völlig andere Qualität von "Reformen" - solche für das Volk und nicht dagegen.

 

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