08 Mai 2007
Märchenstunde
Aufschwung ?
Seit Ende 2006 wissen wir, wir befinden uns in einer Phase des Aufschwungs. Dieser Aufschwung findet statt, ganz ohne Zweifel, wie mir der Blick in die 2007 veröffentlichte Forbes-Liste gezeigt hat. Die Zahl der Milliardäre hat sich seit 2006 stark erhöht. Dabei gehe ich davon aus, dass sie keineswegs vollständig ist, denn für Deutschland werden nur 55 Milliardäre angezeigt und ich bin mir sicher, dass es mehr als 100 sind. 100 deutsche Milliardäre wurden im manager magazin bereits 2005 ausgewiesen.
Betreiben wir einmal ein wenig Statistik. Die Gesamtsumme des in der Forbes-Liste aufgeführten Vermögens beträgt 3.452 Milliarden Dollar, das entspricht 2.638,5 Milliarden Euro. Das Durchschnittsalter der Milliardäre liegt ziemlich genau bei 50 Jahren.
Wenn die Zahl der Milliardäre so drastisch gestiegen ist, muss es ja einen Aufschwung gegeben haben. Allerdings habe ich als ökonomischer Laie da ein kleines Problem. Wie definiert man Aufschwung? Ich habe da eine recht simple Vorstellung und die lautet:
Die Nachfrage steigt,
um die Nachfrage befriedigen zu können, muss mehr produziert werden,
um mehr produzieren zu können, muss Personal eingestellt werden, daraus ergibt sich die Reihenfolge:
Personal wird eingestellt,
die Produktion wird gesteigert,
die größere Stückzahl der Produktion wird auf den Markt gebracht.
Die Kassen klingeln, der Aufschwung ist real
Nun behauptet ja die Politik, dass die Zahl der Arbeitslosen gesunken ist. Aber die Zahlen der Arbeitsagentur weisen eine Reduzierung der Vollzeitjobs aus, allerdings einen Anstieg von Mini- und Ein Euro Jobs. Mein laienhaftes ökonomisches Verständnis sagt dann also, dass die ausgeweitete Ausbeutung einen großen Anstieg bei den Vermögen der Reichen zur Folge hatte. Aber laut der Politik werden wir ja nicht ausgebeutet. Wo ist da nur mein Denkfehler?
Unsere Politik wirft ja nun mit Milliardenbeträgen nur so um sich, zumindest verbal. Da verwischt sich bei der Bevölkerung schon mal der Eindruck, was eine Milliarde eigentlich ist. Es ist eine Zahl mit 9 Nullen, aber auch das ist noch nicht so recht geeignet, einen Eindruck über die Größenordnung dieses Betrages zu bekommen. Stellen Sie sich einen Arbeitnehmer vor, der ein Jahresgehalt von 50.000 € bekommt. 20.000 Arbeitnehmer könnten also zu diesem Gehalt für eine Milliarde ein Jahr beschäftigt werden. Ein Karl Albrecht (Aldi Süd), der mit einem Vermögen von 20 Milliarden Dollar, also umgerechnet 15,28 Milliarden € könnte also 305.800 Menschen mit seinem Vermögen 1 Jahr lang für ein Jahresgehalt von 50.000 € beschäftigen. Sein Bruder Theo (Aldi Nord) mit 17,5 Milliarden Dollar oder 13,38 Milliarden € könnte zusätzlich 267.600 Menschen zu diesem Jahresgehalt ein Jahr lang beschäftigen. Rechnet man beide zusammen und geht für ALG II-Empfänger von einer durchschnittlichen Transferleistung von 1.500 € im Monat (incl. Miete und Nebenkosten) aus, dann könnten die Beiden zusammen mit Ihrem Vermögen ein Jahr lang für 1.592.222 Arbeitslose die Transferleistung aufbringen.Wie aber wird man Milliardär? Da bieten sich mehrer Möglichkeiten an.
Sie werden Banker und verleihen Geld, das anderen gehört und zusätzlich Geld, das Sie gar nicht haben. Das ist am einfachsten.
Sie werden Händler, bezahlen ihre Angestellten so schlecht, wie eben möglich, drücken die Preise Ihrer Lieferanten auf ein Minimum und bürden den Lieferanten alle Risiken auf.
Sie werden Waffenhändler und liefern an beide Seiten bei Kriegsparteien. Dabei hilft ihnen der Geheimdienst sicher gerne (z. B. Contra-Affäre CIA)
Sie waren Funktionär in einem der Ostblockländer und haben sich beim Fall des eisernen Vorhangs die von Ihnen verwalteten Ressourcen unter den Nagel gerissen.
Sie waren Geheimagent in Russland (KGB) und sind nach dem Fall des eisernen Vorhangs zur Mafia gewechselt.
Sie waren schon immer ein Mafiaboss.
Sie haben einen großen Zeitungsverlag und lügen, was das Zeug hält.
Sie stellen Sportartikel her und lassen die in Ländern produzieren, wo sie die Arbeiter so richtig ausbeuten können, Ihnen dabei weder die Politik noch eine Gewerkschaft dazwischen funkt und Sie selbst den Gang zur Toilette vom Lohn abziehen können.
Sie sparen so lange, bis die Milliarde voll ist. Wenn Sie innerhalb eines Jahres die erste Milliarde nicht voll bekommen, fangen Sie einfach mit dem Sparen auf die Zweite an, vielleicht klappt das ja.
Möglicherweise gibt es noch andere Möglichkeiten, aber da fallen mir einfach keine ein. Milliardär wird man nur, wenn man soziale Gedanken völlig verbannt, ständig nach niedrigeren Löhnen verlangt oder sein Unternehmen in ein Land verlagert, wo Ausbeutung noch leichter ist, als hierzulande (was immer schwieriger wird).
Die Auflistung von Milliardären zeigt immer nur das sichtbare Vermögen, also Beteiligungen, Immobilien, Kunst (wenn der Besitz bekannt ist) usw. Aber Milliardäre haben ein Faible für Stiftungen. Der Name Stiftung kommt vermutlich nicht von der Idee, Gutes zu stiften, sondern eher von der Möglichkeit, damit vor der Steuer stiften gehen zu können oder gezielt Unruhe zu stiften. Je nach Art der Stiftung ist das eingesetzte Kapital für den Stifter nicht mehr für den persönlichen Bedarf verfügbar. Aber mit seiner Stiftung kann er politische Unruhe stiften, wie es Bertelsmann oder Rockefeller und viele andere Stiftungsgründer machen. In Stiftungen eingebrachtes Kapital taucht in der Forbes-Liste nicht auf. So wird dann ein Reinhard Mohn mit spärlichen 3,5 Milliarden auf Platz 269 gestellt, während der Löwenanteil des Vermögens in der Bertelsmannstiftung steckt, die inzwischen weltweit Einfluss auf das politische Geschehen nimmt.
Wenn in Ländern, die bis vor kurzer Zeit Privatbesitz nicht zuließen (Russland, China), sich in derart kurzer Zeit Milliardäre und Multimilliardäre bilden konnten, geht das aus meiner Sicht nur über kriminelle Machenschaften und/oder über Ausbeutung bis aufs Blut. Dass ein Familienunternehmen wie z. B. Dr. Oetker es mit seinen innovativen Ideen und fast einer Art Monopolstellung auf dem Gebiet von Backwaren es in die Riege der Milliardäre schafft, ist verständlich. Hier hat wirklich Unternehmergeist ein kleines Imperium geschaffen. Doch selbst hier bin ich von übergroßem sozialen Engagement nicht überzeugt, seit ich weiß, dass der derzeitige Firmenchef aktives Mitglied der INSM ist.
Mein Fazit: Der Aufschwung fand nur auf den Konten der Reichen statt. Für die Mehrheit war es ein Abschwung. Sicher wird man mir Neid nachsagen. Aber ich möchte gar kein Milliardär sein. Ich bleibe lieber Mensch, auch wenn Milliardäre vermutlich dieses Privileg für sich beanspruchen und im Rest der Menschheit nur Arbeitstiere sehen. Ich glaube, zu großer Reichtum vernebelt die Sinne und lässt die wahren menschlichen Werte (so es sie denn gibt) für sie nicht mehr erkennbar werden.
Quelle:http://www.flegel-g.de/
Seit Ende 2006 wissen wir, wir befinden uns in einer Phase des Aufschwungs. Dieser Aufschwung findet statt, ganz ohne Zweifel, wie mir der Blick in die 2007 veröffentlichte Forbes-Liste gezeigt hat. Die Zahl der Milliardäre hat sich seit 2006 stark erhöht. Dabei gehe ich davon aus, dass sie keineswegs vollständig ist, denn für Deutschland werden nur 55 Milliardäre angezeigt und ich bin mir sicher, dass es mehr als 100 sind. 100 deutsche Milliardäre wurden im manager magazin bereits 2005 ausgewiesen.
Betreiben wir einmal ein wenig Statistik. Die Gesamtsumme des in der Forbes-Liste aufgeführten Vermögens beträgt 3.452 Milliarden Dollar, das entspricht 2.638,5 Milliarden Euro. Das Durchschnittsalter der Milliardäre liegt ziemlich genau bei 50 Jahren.
Wenn die Zahl der Milliardäre so drastisch gestiegen ist, muss es ja einen Aufschwung gegeben haben. Allerdings habe ich als ökonomischer Laie da ein kleines Problem. Wie definiert man Aufschwung? Ich habe da eine recht simple Vorstellung und die lautet:
Die Nachfrage steigt,
um die Nachfrage befriedigen zu können, muss mehr produziert werden,
um mehr produzieren zu können, muss Personal eingestellt werden, daraus ergibt sich die Reihenfolge:
Personal wird eingestellt,
die Produktion wird gesteigert,
die größere Stückzahl der Produktion wird auf den Markt gebracht.
Die Kassen klingeln, der Aufschwung ist real
Nun behauptet ja die Politik, dass die Zahl der Arbeitslosen gesunken ist. Aber die Zahlen der Arbeitsagentur weisen eine Reduzierung der Vollzeitjobs aus, allerdings einen Anstieg von Mini- und Ein Euro Jobs. Mein laienhaftes ökonomisches Verständnis sagt dann also, dass die ausgeweitete Ausbeutung einen großen Anstieg bei den Vermögen der Reichen zur Folge hatte. Aber laut der Politik werden wir ja nicht ausgebeutet. Wo ist da nur mein Denkfehler?
Unsere Politik wirft ja nun mit Milliardenbeträgen nur so um sich, zumindest verbal. Da verwischt sich bei der Bevölkerung schon mal der Eindruck, was eine Milliarde eigentlich ist. Es ist eine Zahl mit 9 Nullen, aber auch das ist noch nicht so recht geeignet, einen Eindruck über die Größenordnung dieses Betrages zu bekommen. Stellen Sie sich einen Arbeitnehmer vor, der ein Jahresgehalt von 50.000 € bekommt. 20.000 Arbeitnehmer könnten also zu diesem Gehalt für eine Milliarde ein Jahr beschäftigt werden. Ein Karl Albrecht (Aldi Süd), der mit einem Vermögen von 20 Milliarden Dollar, also umgerechnet 15,28 Milliarden € könnte also 305.800 Menschen mit seinem Vermögen 1 Jahr lang für ein Jahresgehalt von 50.000 € beschäftigen. Sein Bruder Theo (Aldi Nord) mit 17,5 Milliarden Dollar oder 13,38 Milliarden € könnte zusätzlich 267.600 Menschen zu diesem Jahresgehalt ein Jahr lang beschäftigen. Rechnet man beide zusammen und geht für ALG II-Empfänger von einer durchschnittlichen Transferleistung von 1.500 € im Monat (incl. Miete und Nebenkosten) aus, dann könnten die Beiden zusammen mit Ihrem Vermögen ein Jahr lang für 1.592.222 Arbeitslose die Transferleistung aufbringen.Wie aber wird man Milliardär? Da bieten sich mehrer Möglichkeiten an.
Sie werden Banker und verleihen Geld, das anderen gehört und zusätzlich Geld, das Sie gar nicht haben. Das ist am einfachsten.
Sie werden Händler, bezahlen ihre Angestellten so schlecht, wie eben möglich, drücken die Preise Ihrer Lieferanten auf ein Minimum und bürden den Lieferanten alle Risiken auf.
Sie werden Waffenhändler und liefern an beide Seiten bei Kriegsparteien. Dabei hilft ihnen der Geheimdienst sicher gerne (z. B. Contra-Affäre CIA)
Sie waren Funktionär in einem der Ostblockländer und haben sich beim Fall des eisernen Vorhangs die von Ihnen verwalteten Ressourcen unter den Nagel gerissen.
Sie waren Geheimagent in Russland (KGB) und sind nach dem Fall des eisernen Vorhangs zur Mafia gewechselt.
Sie waren schon immer ein Mafiaboss.
Sie haben einen großen Zeitungsverlag und lügen, was das Zeug hält.
Sie stellen Sportartikel her und lassen die in Ländern produzieren, wo sie die Arbeiter so richtig ausbeuten können, Ihnen dabei weder die Politik noch eine Gewerkschaft dazwischen funkt und Sie selbst den Gang zur Toilette vom Lohn abziehen können.
Sie sparen so lange, bis die Milliarde voll ist. Wenn Sie innerhalb eines Jahres die erste Milliarde nicht voll bekommen, fangen Sie einfach mit dem Sparen auf die Zweite an, vielleicht klappt das ja.
Möglicherweise gibt es noch andere Möglichkeiten, aber da fallen mir einfach keine ein. Milliardär wird man nur, wenn man soziale Gedanken völlig verbannt, ständig nach niedrigeren Löhnen verlangt oder sein Unternehmen in ein Land verlagert, wo Ausbeutung noch leichter ist, als hierzulande (was immer schwieriger wird).
Die Auflistung von Milliardären zeigt immer nur das sichtbare Vermögen, also Beteiligungen, Immobilien, Kunst (wenn der Besitz bekannt ist) usw. Aber Milliardäre haben ein Faible für Stiftungen. Der Name Stiftung kommt vermutlich nicht von der Idee, Gutes zu stiften, sondern eher von der Möglichkeit, damit vor der Steuer stiften gehen zu können oder gezielt Unruhe zu stiften. Je nach Art der Stiftung ist das eingesetzte Kapital für den Stifter nicht mehr für den persönlichen Bedarf verfügbar. Aber mit seiner Stiftung kann er politische Unruhe stiften, wie es Bertelsmann oder Rockefeller und viele andere Stiftungsgründer machen. In Stiftungen eingebrachtes Kapital taucht in der Forbes-Liste nicht auf. So wird dann ein Reinhard Mohn mit spärlichen 3,5 Milliarden auf Platz 269 gestellt, während der Löwenanteil des Vermögens in der Bertelsmannstiftung steckt, die inzwischen weltweit Einfluss auf das politische Geschehen nimmt.
Wenn in Ländern, die bis vor kurzer Zeit Privatbesitz nicht zuließen (Russland, China), sich in derart kurzer Zeit Milliardäre und Multimilliardäre bilden konnten, geht das aus meiner Sicht nur über kriminelle Machenschaften und/oder über Ausbeutung bis aufs Blut. Dass ein Familienunternehmen wie z. B. Dr. Oetker es mit seinen innovativen Ideen und fast einer Art Monopolstellung auf dem Gebiet von Backwaren es in die Riege der Milliardäre schafft, ist verständlich. Hier hat wirklich Unternehmergeist ein kleines Imperium geschaffen. Doch selbst hier bin ich von übergroßem sozialen Engagement nicht überzeugt, seit ich weiß, dass der derzeitige Firmenchef aktives Mitglied der INSM ist.
Mein Fazit: Der Aufschwung fand nur auf den Konten der Reichen statt. Für die Mehrheit war es ein Abschwung. Sicher wird man mir Neid nachsagen. Aber ich möchte gar kein Milliardär sein. Ich bleibe lieber Mensch, auch wenn Milliardäre vermutlich dieses Privileg für sich beanspruchen und im Rest der Menschheit nur Arbeitstiere sehen. Ich glaube, zu großer Reichtum vernebelt die Sinne und lässt die wahren menschlichen Werte (so es sie denn gibt) für sie nicht mehr erkennbar werden.
Quelle:http://www.flegel-g.de/
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