Wollen wir irgendwann das Schicksal der Indianer teilen?
Der
stellvertretende PRO-KÖLN-Vorsitzende und Kölner Stadtrat Markus Wiener
mit einigen grundsätzlichen Gedanken zum Thema Einwanderung, „Willkommenskultur“ und möglichen Lehren aus der Geschichte:
Im Herbst 1621 sah es nicht gut aus für etwa 50 Neusiedler an der
amerikanischen Ostküste. Die mit dem berühmten Schiff Mayflower weit
übers Meer eingewanderten Pilgerväter überlebten die folgenden Monate
bei Plymouth Rock in Massachusetts nur Dank der Großzügigkeit der
einheimischen Wampanoag-Indianer. Zusammen feierten Einheimische und
„Immis“ auch ein dreitägiges Erntedankfest – der historische Ursprung
des heutigen Thanksgiving in den USA.
Ihre Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft – man könnte es auch
„Willkommenskultur“ nennen – wurde den Wampanoag aber nicht gedankt.
Genauso wie die anderen heute noch existierenden nordamerikanischen
Indianerstämme leben sie heute in einem winzigen Reservat, während sie
vor Ankunft der weißen Neubürger über umfangreiche Stammesgebiete im
östlichen Neuengland, am Golf von Maine und der Atlantikküste
verfügten, die große Teile der US-Bundesstaaten Rhode Island und
Massachusetts sowie die Inseln Martha’s Vineyard, Nantucket und
Elizabeth Islands umfasste. Das aggressive Selbstbewusstsein der
Neubürger aus einem anderen Kulturkreis verdrängte bald jeden Gedanken
an Dankbarkeit oder wenigstens friedliche Koexistenz. Sobald man sich
seitens der damaligen Einwanderer stark genug fühlte, wurden die
amerikanischen Ureinwohner Schritt für Schritt mittels Demographie,
wirtschaftlichen Druck, Einschüchterung oder auch purer Gewalt
zurückgedrängt und entmachtet. Bis sie nicht mehr Herr im eigenen Haus
waren, ja noch nicht einmal mehr im eigenen Haus leben durften, sondern
in unwirtliche Reservate eingepfercht wurden.
Den Begriff des „Gutmenschen“ kannte man damals (vermutlich) noch
nicht. Doch er drängt sich mit Blick auf das Verhalten vieler Indianer
in den Anfangsjahren der europäischen Einwanderungswelle förmlich auf!
Auch wenn die Situation heute in Europa mit der damals in Nordamerika
oder anderen Kolonisationsgebieten des „weißen Mannes” natürlich nur
schwer vergleichbar ist, so kann man doch einige Lehren oder Parallelen
ziehen, sofern man das möchte. Übrigens auch im Hinblick auf die fatalen
Auswirkungen einer zerstrittenen autochthonen Bevölkerung, was eine
wirksame Kontrolle bzw. Eindämmung von Masseneinwanderung auch dann noch
verhinderte, als man bereits die grundsätzliche Gefahr erkannt hatte.
Denn während die einen immer noch fleißig Glasperlen tauschten, befanden
sich andere bereits allein gelassen und auf verlorenen Posten im
Widerstand. Bis sich das Spiel mit neuen Akteuren wiederholte. Solange,
bis es für alle keine Aussicht mehr auf Erfolg gab.
Wenn also die Indianer die
ersten Gutmenschen waren, so stellt sich doch für uns deutsche Patrioten
– egal von welchem „Stamm“ – vor allem die Frage: Wollen wir irgendwann
das Schicksal der Indianer teilen?
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