250 Sunniten im Irak getötet, Bewaffnete planten angeblich Angriffe auf
schiitische Pilger". So oder ähnlich berichtete am 29. Januar die
deutsche Presse (SZ)
mit erstaunlich gleich lautenden Schlagzeilen über ein Blutbad, das am
Tag zuvor bei Nadjaf im Irak stattgefunden hatte.Die "fröhliche
Kriegsberichterstattung" der Gleichgeschalteten, die das "Wording" des
irakischen Gouverneurs schlicht 1:1 übernommen hatten, erwies sich
innerhalb von 48 Stunden als übles Propagandageschwätz. Denn weder waren
es "Sunniten", die an einer Straßensperre vor Nadjaf in eine
offensichtlich von "irakischen Sicherheitskräften" und US-Militärs wohl
vorbereitete Falle liefen, noch waren es "hunderte von Ausländern" oder
apokalyptische Anhänger einer "messianischen Sekte" (Die Welt) in Endzeitstimmung.Nach dem Bericht von Patrick Cockburn aus Bagdad (Independent) und den Aussagen unabhängiger Websites im Irak (News & Analysis)
hat sich das Drama zu Beginn des Aschurafestes ganz anders abgespielt.
Danach wurden der gehbehinderte Stammesführer der Hatemi (Al-Hawatim)
und seine Frau an der Spitze eines Pilgerzuges ohne Vorwarnung in ihrem
klapprigen Toyota an einer Straßensperre vor Nadjaf erschossen. Als die
dem schiitischen Stamm der Hatemi angehörenden Pilger daraufhin die
Sicherheitskräfte unter Feuer nahmen, forderte die Besatzung der
Straßensperre Unterstützung durch die irakischen Streitkräfte und die
US-Armee an. Mitglieder des mit den Hatemi befreundeten Kaza`il Stammes,
die ein Ende der Schießerei zu vermitteln suchten, gerieten selbst
unter Feuer.Währenddessen wurden mehrere Hundert Pilger samt Frauen und
Kindern in einem Hain vor der Stadt militärisch eingekreist und aus
US-Panzern und Hubschraubern mit Maschinenwaffen niedergemacht. F-16
Bomber erledigten in der Nacht durch Bombenabwürfe die letzten
"Widerstandsnester".Der Stamm der Hatemi (Al-Hawatim) war schon unter
den Osmanen und in der britischen Kolonialzeit wiederholt durch seine
Aufmüpfigkeit hervorgetreten. Offenbar wurde hier ein Exempel an
schiitischen "Widerspenstigen" statuiert, die nicht auf "SCIRI-Linie"
lagen.In den ZDF-Nachrichten wurde über den Vorfall von Zarqua/Nadjaf
auffallend kurz (ca. 20 Sekunden) berichtet. Ein US-Hubschrauber stürzte
im Laufe der "Kampfhandlungen" ab. Möglicherweise wurde er
abgeschossen. Während die Pilger 263 Tote und 210 Verwundete, darunter
Frauen und Kinder, zu beklagen hatten, gab es auf der Gegenseite nur
eine Handvoll Verluste. Das lässt eher auf eine Falle der
Regierungskräfte als auf einen Überfall von "Aufständischen" schließen.
Die unscharfen Fernsehbilder zeigten Dutzende von Toten in einem
ausgetrockneten Bewässerungsgraben. Auf einem (vorsorglich
bereitgestellten?) blauen LKW stapelten sich an die Hundert alte
Kalaschnikows, die offenbar unmittelbar nach dem Gemetzel von den Opfern
eingesammelt worden waren.Da der Pilgerzug über Nacht in unsicherem
Bürgerkriegsgelände zu Fuß unterwegs gewesen war, hatten sich die Hatemi
bewaffnet auf den Weg gemacht.Ein US-Führungsoffizier lobte den
"Erfolg" als Ergebnis der neuen Bush-Strategie für den Irak. Mehrfach
erschien ein Stryker-Radpanzer der US-Armee im TV-Bild. Die von Skandal-
und Korruptionsgerüchten umrankten Stryker-Panzer werden von der
Tochterfirma MOWAG des amerikanischen Rüstungskonzerns General Dynamics
zusammengezimmert (Wikipedia). Ein Stryker-Panzer konnte hierzulande zuletzt auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr
beim "deutsch-amerikanischen Volksfest" besichtigt werden. Er war dort
neben Hüpfburg, Clowns, Kinderschminken und "Etlische Austellungen der
amerikanischen Abteilung für Gleichberechtigung" d i e Attraktion. Es
wäre interessant zu erfahren, wer derartig militaristische "Volksfeste"
heute noch sponsort. MOWAG/General Dynamics hätte sicher allen Grund.
Der US-Panzer-Hersteller erwirtschaftete 2006 einen Nettogewinn von 279
Mio. Dollar bzw. 1,40 Dollar pro Aktie nach 157 Mio. Dollar bzw. 78
Cents pro Aktie im Vorjahr (Stern)."Wie
der Verteidigungskonzern General Dynamics Corp. am Mittwoch mitteilte,
stieg sein Gewinn im vierten Quartal 2006 um 78 Prozent".
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