14 Februar 2009

Neue Milliarden von den Steuerdeppen für ein Faß ohne Boden


Obwohl es sich um die Fortsetzung eines unglaublichen Skandals handelt, war das Medienecho erstaunlich leise, als am 11. Februar 2009 bekannt wurde, daß die Bundesregierung indirekt weitere Milliarden Euro in die Pleitebank „Hypo Real Estate“ (HRE) pumpt.
Der Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin stockte seinen Garantierahmen um weitere zehn Milliarden Euro auf. Inzwischen summieren sich die staatlichen Garantien für die Pleitebank auf mehr als 100 Milliarden Euro. Davon umfaßt der Garantierahmen des SoFFin für die Bank nun 52 Milliarden Euro. Weitere 50 Milliarden Euro kommen aus einem Rettungspaket, das der Staat und andere Banken bereits im Oktober geschnürt hatten. Der neue Garantierahmen gilt bis zum 12. Juni 2009, teilte die HRE mit.
Die Gespräche mit dem SoFFin „über die Gewährung längerfristiger und umfassender Maßnahmen zur Liquiditätssicherung und Kapitalunterstützung sind noch nicht abgeschlossen“, teilte die Bank mit.

Die HRE konnte ihre Pleite bisher nur durch die mehrmalige Aufstockung der milliardenschweren Hilfen abwenden. Wegen der dramatischen Lage prüft die Bundesregierung derzeit eine Komplettverstaatlichung – das heißt, der Staat übernimmt die Komplettschulden und entlastet so eher die bisherigen Eigner, statt sie zu enteignen. HRE-Vorstandschef Axel Wieandt hatte selbst betont, es seien Eigenkapitalhilfen nötig, um die Fortführung der Bank zu ermöglichen.
Soll heißen, daß das noch nicht alles gewesen ist, was die HRE zur Abwendung der Pleite benötigt, nur muß die bittere Wahrheit eben scheibchenweise präsentiert werden, da sonst Widerstände provoziert würden.

Dabei ist das Drama um das Milliarden verschlingende „Schwarze Loch“ HRE erst das Vorspiel für den großen Zusammenbruch des Finanzsystems, der möglicherweise unmittelbar bevorsteht. Denn das, was die relativ kleine HRE mit ihrer Tochter Depha tat, war nicht etwa die Ausnahme, sondern international betrachtet wohl eher die Regel.
Die auf Kredite für staatliche Projekte spezialisierte Depfa war in Schwierigkeiten geraten, weil sie im Sommer letzten Jahres einen milliardenschweren Refinanzierungsbedarf nicht mehr decken konnte, da man langfristige Ausleihungen kurzfristig refinanzierte. HRE und Depfa hatten langfristige Kredite über eine Laufzeit von zehn Jahren zu einem Zinssatz von sechs bis sieben Prozent vergeben, diese aber mit Drei-Monats-Krediten zu einem Zinssatz von drei bis vier Prozent finanziert. Wenn bei einem solchen System alles klappt, wird damit ein Gewinn von drei Prozent erzielt. Unter der Voraussetzung, daß der Drei-Monats-Kredit in zehn Jahren 40mal erneuert werden muß. Solange eine Bank an frisches Geld kommt, ist das kein Problem, andernfalls ist der Bankrott wie im vorliegenden Fall natürlich vorprogrammiert.HRE und Depfa hatten wie andere Akteure des globalen Finanz-Schneeballsystems auch auf Zinsen gewettet und sich damit verspekuliert.
Diesbezüglich sollte man sich einmal einige Fakten in Erinnerung rufen: An der Börse war die HRE selbst in ihren besten Zeiten gerade einmal neun Milliarden Euro wert, mittlerweile ist der Wert kaum noch messbar.
Die von der Politik und den kriminellen Finanzjongleuren noch im Herbst letzten Jahres als „grundsolides Unternehmen“ bezeichnete HRE hatte in ihrem letzten guten Jahr einen Gewinn von drei Milliarden Euro vor Steuern.
Bereits im Oktober 2008 war jedoch auf Grund der Quartalsberichte von HRE und Depfa schon allgemein bekannt, daß sich die Verbindlichkeiten der HRE insgesamt bis Ende 2009 auf mindestens 160 (!) Milliarden Euro belaufen werden.
Obwohl die HRE gerade noch einen Wert von 250 Millionen Euro hat und deren Aktien pro Stück für 1,30 Euro zu haben sind, beläuft sich das Engagement des Steuerzahlers an diesem bankrotten Unternehmen mittlerweile schon auf 102 Milliarden Euro, von denen anzunehmen ist, daß sie schon sehr bald als Totalausfall gebucht werden können.

102 Milliarden Euro in Form von staatlichen Garantien und Beteiligungen, das ist immerhin mehr als ein Drittel des Bundeshaushaltes - und das für nur eine einzige marode Bank.
Wie die „Financial Times Deutschland“ (FTD) am 11. Februar 2009 berichtete, war angesichts der bevorstehenden Katastrophe von einer „geordneten Insolvenz“ der HRE die Rede, die aber Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) schließlich verworfen wurde, weil dann genau diese 102 Milliarden verloren wären.
Das wäre natürlich im Superwahljahr 2009 weder für die CDU/CSU noch für die SPD die gewünschte Reklame. Lieber wird man noch weitere Milliarden an direkten Beihilfen und staatlichen Garantien in das „Schwarze Loch“ HRE werfen, um Zeit zu gewinnen.

Doch das wird nichts nützen, denn die HRE ist nur eine von vielen Banken, die vor dem Bankrott stehen. Noch können die ständig neuen Löcher notdürftig auf Steuerzahlers Kosten gestopft werden, aber wie lange noch? Niemand weiß wirklich, welche Leichen die bundesdeutschen Banken noch im Keller haben. So schrieb die FAZ am 23. Januar 2009: „Für die gesamte deutsche Kreditwirtschaft wird das Gesamtvolumen aller Risikopapiere auf 500 bis 1000 Milliarden Euro veranschlagt.“ Und auch das ist sicher auch nur ein kleiner Teil der Wahrheit.
Wir gehen sicher spannenden Zeiten entgegen, denn vermutlich schon am Ende dieses Jahres wird nichts mehr so sein, wie es war. Ein sofortiges Plattmachen der HRE wäre nach noch geltenden Maßstäben sicher billiger für den Steuerzahler gewesen als das, was noch kommen mag. Aber im Grunde ist es tatsächlich schon fast egal, denn das, was nicht mehr zu verhindern ist und sich nun schrittweise ereignet, ist zweifellos der Zusammenbruch eines gigantischen Schneeballsystems.
Es zeigt sich, daß von den Finanzjongleuren mit Vorsatz und krimineller Energie gehandelt wurde. Und die etablierten Politiker haben das aus Ignoranz, Dummheit oder eben auch vorsätzlich geduldet, weil sie gut dabei verdienten.

Die Suppe werden jedoch nicht die Verursacher und Mittäter auslöffeln, sondern mit absoluter Sicherheit allein die bundesdeutschen Steuerdeppen, die obendrein auch noch dumm genug sind, die politischen Verantwortlichen wieder zu wählen - jede Wette!
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  • 1 Kommentare:

    Anonym hat gesagt…

    Was sich im USA im März 2008 abspielte, als die Großbanken gerettet werden mussten und Lehmann Bros bankrott ging, steht diesen März der EU vor, nur schlimmer.

    Die EU Osterweiterung wurde versüßt mit Krediten von 4,7 Billionen, die hauptsächlich von EU Banken aufgebracht worden sind. Damit wurden Produktionsfaszilitäten gebaut die nur existieren konnten solange sie die Produkte in den Geberländern unterbieten konnten.

    Nun sind mehrere Oststaaten praktisch Bankrott und die Schulden bei den EU Banken auf ein Niveau auf dem die Nationalstaaten sie auch nicht mehr retten können.

    Unsere Politiker haben es eingefädelt das unsere Banken die Billigkonkurenz in Nachbarländern finanziert haben. Nun sind die Banken mit Steuergeldern nicht mehr zu retten.

    Alles nur weil die Politik von einer EU träumte.

     

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