04 Juni 2008

Propaganda


Nemetico fragte gestern, ob es im Überbau-Gebälk der imperialen Vasallen in der Medienszene knackt.

Und tatsächlich, es knackt nicht nur bei Emma und im Spiegel, sondern auch die ARD und die Bildzeitung haben offenbar ihre liebe Mühe und Not, ihre Propaganda so an den Rezipienten zu bringen, dass die Leute sich über die widersprüchlichen Lügenmärchen nicht schief lachen.

Wenn die Bildzeitung noch am Dienstag mit einer großangelegten Aktion ihrer Chefpropagandisten Hugo Müller-Vogg und Franz Josef Wagner unter Einschluss des Teufels gegen eine staatliche Fernsehsendung vom Sonntag hetzt, dann könnte die Sendung ausnahmsweise mal sehenswert gewesen sein.

In der Talkshow von Anne Will haben am vergangenen Sonntag offenbar nicht die üblichen Sprechautomaten ihre üblichen Sprechblasen abgesondert, sondern es scheint wirklich mal diskutiert worden zu sein.

So wirft die Bildzeitung dem ehemaligen Parteivorsitzenden der SPD und jetztigen Fraktionsvorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag, Oskar Lafontaine, heute vor, die CDU-Kanzlerin Angela Merkel attackiert zu haben:

“Sie haben eine überzeugte Jungkommunistin zur Kanzlerin gewählt. Ist Ihnen das überhaupt klar? Frau Merkel war FDJ-Funktionärin für Propaganda und Agitation.”

Stimmt. Diese Information zur Dosenpfandministerin a.D. Angela Merkel, CDU, findet sich hinter dem netten blau-roten Merkel-Bildchen, das auf allen Seiten des Parteibuch Blogs zu sehen ist. Und unter der Überschrift “Von der FDJ Agitprop Sekretärin zur Dosenpfandministerin: Angela Merkel (CDU)” gibt es im Parteibuch auch einen ausführlichen Beitrag dazu. Das gelingt, trotz aller Bemühungen, nicht mal dem einschlägig bekannten Hugo Müller-Vogg zu leugnen. Bild schreibt dazu: “Merkel selber betont, sie sei „Kulturbeauftragte für unsere Gruppe an unserem Institut“ gewesen” und kommt dann doch nicht umhin, zu bestätigen:

Da hat “SED-Experte” Manfred Wilke recht. Das war nicht nur in der DDR so. Kultur und Propaganda sind bloß verschiedene Bezeichnungen für unterschiedliche Ansichten auf die gleiche Medaille und auch in der Bundesrepublik Deutschland genau wie die Geheimdienste direkt im Kanzleramt angesiedelt.

Ganz bitter stößt der Bild-Zeitung auch auf, dass Oskar Lafontaine erklärt hat, bei einem Wahlsieg im Saarland die erklärten Verfassungsfeinde Wolfgang Schäuble und Franz-Josef Jung vom saarländischen Landesverfassungsschutz beobachten lassen zu wollen. Auch damit hat Oskar Lafontaine, wie nicht nur im Parteibuch nachzulesen ist, völlig recht. Wenn die Wähler Oskar Lafontaine glauben können, dass er das wirklich macht, was er da verspricht, dann gibt es endlich mal wieder einen chancenreichen wählbaren Politiker.

Dass die Bild dann auch noch widerlegt, Angela Merkel habe in Moskau studiert, obwohl Oskar Lafontaine das nicht mal den Bild-Zitaten zufolge behauptet hatte, macht das PR-Desaster für die transatlantischen Geheimdienstmedien komplett. Wie groß die Verzweifelung bei der Bild sein muss, lässt sich auch daran abmessen, dass sie den Disziplinierungsversuch von Anne Will ausgerechnet am peinlichsten Chef, den die Berliner CDU je hatte, aufhängt. Friedbert Pflüger hat in Berlin als Chef einer rechtsextremen Splitterpartei zwar einen Minderheitensitz im Rundfunkrat des RBB, aber sonst glücklicherweise gar nichts zu melden. (Quelle: Mein Parteibuch)

 

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