31 August 2007

Der Tageskommentar

Von der Schulter dir schiebe,
was übel dir scheint
Und richte dich ganz nach dir selber.Edda.



31. August 2007 - Phase 0,8

Sollten Sie ein Fernsehgerät besitzen und dies auch noch regelmäßig benutzen, dann haben Sie in den letzten Tagen bestimmt das Mädchen gesehen, das Ihnen ein gutes Beispiel geben möchte, auch brav Ihre Beiträge an die Gebühren-Erpressungs-Zentrale zu bezahlen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit möchte ich Ihnen empfehlen, die junge Dame für zwölf Jahre alt einzuschätzen, und das nicht nur in türkischen Hotels. Sie ist also zu jung, um von der GEZ belästigt zu werden. Obwohl - durch die Werbeaufnahmen verfügt sie über ein eigenes Einkommen und muß folglich ebenfalls bezahlen.

Oh, keine Sorge, ich entrichte meine GEZ-Tribute. Aber nicht, weil ich, wie in dieser Werbung ausgesagt, freie Medien haben möchte. Das heißt, ich würde natürlich sehr gerne für einen freien Rundfunk und ein freies Fernsehen bezahlen, aber das bekomme ich in Deutschland nicht. Die GEZ kassiert für ein gleichgeschaltetes Staatsfernsehen, das seichte Unterhaltung und volksverdummende Propaganda sendet.

Ich bezahle folglich meine Gebühren, damit ein Thomas Gottschalk oder ein Johannes B. Kerner Ihren Wert als Werbeträger behalten, damit ein Harald Schmidt wohlversorgt drittklassige Witzchen erzählt, damit die 97. Rosamunde-Pilcher-Verfilmung über die Schirme flimmert oder um miserable deutsche Schauspielerinnen gezeigt zu bekommen, von denen man mir einredet, das wären Weltstars und nicht die alten Schachteln, für die ich sie halte.

Und natürlich für die Börsenberichte. Da erklärt schon mal ein Volkswirt, daß der Aufschwung zwar den deutschen Unternehmen schöne Gewinne beschert hat, aber den Arbeitern keine neuen Jobs, denn die würden von deutschen Unternehmen im Ausland geschaffen. Aber keine Sorge, die beschönigenden Maßnahmen in der Statistik greifen nach wie vor, deshalb bekommen wir immer schönere Zahlen geliefert.

Was hingegen wirklich rasant wächst, ist der Schuldenstand der öffentlichen Hand und das Flugmeilenkonto unserer über alles geliebten Kanzlerin.

30. August 2007 - Phase 0,8

Bei der Bahn hat man sich jetzt darauf geeinigt, den Lokführern keinen eigenen Tarifvertrag zu geben, sondern sie im bestehenden Tarif höher einzugrupppieren. Genau das ist mir am Anfang dieser Schaukämpfe innerhalb von fünf Minuten eingefallen. Frau Suckale vom Bahnvorstand braucht dafür den Ratschlag zweier Ex-Politiker im Greisenalter.

Kein Wunder, daß ich es nie in den Vorstand eines Unternehmens geschafft habe. Ich denke einfach nur effizient und problemlösend, anstatt umständlich und problemschaffend. Ich bringe es auch nicht übers Herz, Probleme großzureden, nur um meine eigene Wichtigkeit zu bestätigen und meinen überbezahlten Posten zu behalten.

Nun ja, ich habe es schon oft zitiert: Erstklassige Chefs haben erstklassige Mitarbeiter, zweitklassige Chefs drittklassige Mitarbeiter. Und Mehdorn hat Suckale. Armes Deutschland - und arme Deutsche Bahn.

Die weltreisende Nebenerwerbs-Bundeskanzlerin ist inzwischen in Japan eingetroffen. Vermutlich muß sie demnächst dringend nach Griechenland, um sich vor Ort ein Bild über die Schäden zu machen, bevor Deutschland ein paar Hundert Millionen für den EU-Hilfsfonds zur Unterstützung brandstiftender Bodenspekulanten bereitstellt.

In China hat sich die Weltreisende pressewirksam mit vier vom dortigen Regime bedrohten Journalisten getroffen. Dabei hätte sie genügend politisch Verfolgte hier in Deutschland finden können. Na gut, da kann man schlecht mit dem Flugzeug hinfliegen, das wäre unter der Würde der Kanzlerin. Außerdem hätte sie hier im Land nicht nur vier Leute treffen können, sondern deren 40 oder 400. Und ohne die Reisezeiten hätte sie nicht nur eine Stunde, sondern gleich acht mit diesen Leuten verbringen können.

Und ja, ich wäre gekommen. Ganz ohne Flieger, vielleicht sogar mit der Bahn.

Aber nach diesem Besuch werden die Menschenrechte in China einen großen Aufschwung nehmen. Die Chinesen werden den §130 StGB abkupfern und auf ihre Bedürfnisse anpassen. Dann kann sich die Kanzlerin auf die Schulter klopfen und die bislang menschenrechtswidrig verfolgten Dissidenten in China sind allesamt rechtsstaatlich verfolgte Volksverhetzer.

Alles scheint so ruhig an den Börsen, die Krise ist bewältigt. Dafür werden in Kürze in Deutschland Fleisch und Käse teurer, die Bauern hingegen bekommen von den gesteigerten Preisen wenig bis gar nichts ab. Vielleicht ist es bei mir beginnende Paranoia und ich sollte gelassen meinen Phasenzähler auf 0,5 herabsetzen. Aber gerade das, was offenkundig passiert, der Ausverkauf der Landesbanken, die ständige Betonung, man hätte alles im Griff, das veranlaßt mich, meinen Zähler auf 0,8 zu setzen.

29. August 2007

Die Nachricht ist ungefähr so prickelnd wie "Wetten, dass...?" mit Thomas Gottschalk und wiederholt sich mit der gleichen Penetranz: Waldbrände in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal. Und jedes Jahr wird gemutmaßt, daß Bodenspekulanten Brände gelegt haben. Dadurch sterben mit unschöner Regelmäßigkeit immer wieder Leute. Dieses Jahr sind es mehr als sonst.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß es in vier Ländern innerhalb von 50 Jahren keine einzige vernünftige Regierung gibt? Wenn man schon nicht bereit ist, die Bodenspekulanten zur Abschreckung aufzuknüpfen - immerhin haben sie die Brandopfer auf dem Gewissen - so sollte man ihnen zumindest das Vermögen wegnehmen, und zwar vollständig.

Nach drei bis fünf Jahren sind alle Bodenspekulanten mittellose Sozialhilfeempfänger, die man im Rahmen von Ein-Euro-Jobs die abgebrannten Wälder und Olivenhaine wieder aufforsten läßt. Ich gehe davon aus, daß die Bodenspekulation und die Brandstiftung unter diesen Bedingungen schnell aufhören wird.

Nur, warum kommen die jeweiligen Regierungen nicht auf dieses segensreiche Verfahren? Ganz einfach: Weil dieses Verfahren nur für das Land segensreich ist, das bisherige Verfahren hingegen segensreich für die Regierenden. Da mag das Gesetz vorschreiben, daß auf verbranntem Land 30 Jahre nicht gebaut werden darf. Aber zu diesem Zweck gibt es ja Umschläge, in die man ein paar große Scheine steckt. Solche Umschläge wechseln den Besitzer und schon sehen es die Beamten nicht mehr ganz so eng mit diesen Vorschriften.

Und solange es geldgefüllte Umschläge gibt, wird es alle Jahre wieder brennen.

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